Patagonia hat gerade den gesamten Gewinn ihres Unternehmens in eine Stiftung zum Schutz der Erde umgewandelt. Bill Gates hat fast sein gesamtes Vermögen verschenkt und leitet die Kampagne „Giving Pledge“ für andere Milliardäre, die das Gefühl haben, dass ihr Vermögen ungleich verteilt ist. Die Organisation „GiveWell“ hat über eine Milliarde Dollar gesammelt und an Organisationen gespendet, die am effizientesten Leben retten.

Quelle: Simon Maage, unsplash

Unternehmen der Technologiebranche suchen nach Möglichkeiten, etwas zu geben. Edge Impulse  spendet einen Teil seines Gewinns an Umweltorganisationen, es gehen 1% an Planet (gegründet vom Gründer von Patagonia). Mit unserer Boutique-Synthesizer-Manufaktur schenken wir den CO₂-Fußabdruck der Produktion an Trees for All. Es gibt viel zu geben.

Gutes tun

Effektiver Altruismus beschreibt eine Gruppe von Menschen, die genau berechnen wie man am besten Gutes tut. Wo (und was) kann man geben, um möglichst effizient zu sein; wie rettet man die meisten Leben durch Verringerung von Leid? Wenn man in einem wohlhabenden Land lebt, dann ist es eine schlechte und ineffiziente Idee, sich in einem weniger wohlhabenden Land freiwillig zu engagieren. Es ist zwar ein nobler Gedanke sich für Ärmere einzusetzen. Die Unterstützung aber, lokaler Bemühungen mit Ihrem Geld ist der richtigere und effizientere Weg.

Ich stimme aber auch zu, solche hoffnungsvollen Spenden kritisch zu betrachten. Denn eines bleibt offen, es ändert im ersten Schritt nichts, an den Ursache für all das Leid. Auf der anderen Seite lindert ein zukünftiger Systemwechsel, nicht die derzeitigen dringenden Bedürfnisse, wenn z.B. man gerade hungrig, obdachlos oder krank ist. Geben (und ich denke, unsere CO₂-Kompensation ist eine Form der Klimaphilanthropie) hält sich nur dann an die Moral, wenn man es nicht nur aus schlechtem Gewissen für den Zweck einer Entschuldigung tut. Für die Rolle, die man bei der Schaffung von diesen leidvollen Umständen spielt und für die Rolle, die man spielen sollte, um diese Umstände in Zukunft zu ändern.

Fairer Anteil

Wir haben bereits ein System, das unseren Wohlstand gleichmäßiger verteilt, die Obdachlosen beherbergen und die Menschen unterstützen soll, damit jeder autark leben und wachsen kann. Steuern. Oder besser gesagt, Besteuerung, wenn sie richtig funktioniert. Wenn sie im Verhältnis zum Wohlstand steht und zum Wohle aller in der Gesellschaft verwendet wird. Wie der Historiker Rutger Bregman auf  dem Weltwirtschaftsforum in Davos sagte: "Hören Sie einfach auf, über Philanthropie zu sprechen, und fangen Sie an, über Steuern zu sprechen. Steuern, Steuern, Steuern." Steuern sind der Preis, den wir für die Teilnahme an der Gesellschaft, in der wir uns befinden, zahlen sollten. Sie sind nicht abhängig von unserem Glauben, unserem guten Willen oder wann Weihnachten ist. Mit demokratischen Mitteln haben wir ein Mitspracherecht darüber, wie (und für wen) unsere Steuern ausgegeben werden.

Sollte sich Ihr Unternehmen in eine Stiftung umstrukturieren oder einen Prozentsatz des Gewinns spenden? Ja, wenn man dazu bereit und in der Lage ist und versteht, dass dies kein Freispruch ist. Vielmehr bin ich aber daran interessiert zu sehen, wie viel - und wo - Ihr Unternehmen Steuern zahlt. 

Priscilla Haring-Kuipers schreibt über Technologie aus sozialwissenschaftlicher Perspektive. Sie interessiert sich besonders für Technologie, die das Gute in der Menschheit unterstützt, und glaubt fest an die Wirkungsforschung. Sie hat einen MSc in Medienpsychologie und macht „This Is Not Rocket Science“ möglich.

Das „World Ethical Electronics Forum“

Das „World Ethical Electronics Forum“ (WEEF) inspiriert globale Innovatoren mit offenen Diskussionen und Publikationen über Ethik und nachhaltige Entwicklungsziele. Besuchen Sie die Seite worldethicalelectronicsforum.com,  um sich inspirieren zu lassen und mitzuwirken.