Ist ein „Wassermotor“ nicht eine ähnlich unglaubwürdige Geschichte wie ein perpetuum mobile? Schon seit Jahrzehnten geistert diese Mär inklusive passender Verschwörungstheorie der großen Energiekonzerne durch die Stammtische der Technikwelt. Dieses Mal aber ist das kein Fake, sondern funktioniert wirklich. Wollen Sie wissen, wie?

Dieser Wassermotor „verbrennt“ natürlich kein Wasser, sondern nutzt die Wirkungen von Feuchtigkeit und Verdunstung für sich aus. Forschern der Columbia University gelang die technische Umsetzung von Feuchteeffekten biologischer bzw. organischer Stoffe in Anordnungen, die Kräfte und Bewegung erzeugen. Hierzu wurde ausgenutzt, dass z. B. Sporen von Bakterien nicht nur sehr hygroskopisch sind, sondern sich auch deutlich in der Größe zunehmen, wenn sie feucht werden. Trocknen sie wieder, ziehen sie sich entsprechend zusammen. Der Witz an der Sache ist, dass diese reversible Größenveränderung sehr schnell geht und technisch nutzbare Amplituden erreicht.
 
Mechanische Energie aus Feuchtigkeitsunterschieden. Quelle: ExtremeBio
 
Bei ihren Experimenten beschichteten die Forscher Kunststoffstreifen auf unterschiedliche Weise mit Sporen und fanden so heraus, wie sich mit diesen Konstruktionen eine Art biotechnischer Muskel mit „Wasserantrieb“ bauen lässt. Das Video zeigt u. a. auch eine Anordnung, bei der sich kreisförmig auf einem Rad aufgebrachte Streifen abhängig von der Luftfeuchtigkeit verbiegen und kleine Gewichte bewegen, sodass sich das Rad aufgrund der Drehmomentdifferenzen dreht. Sogar ein kleines „Autos“ fährt mit der Kraft der Feuchtigkeit.
Prinzipiell ist es denkbar, dass eines Tages dieser Effekt großtechnisch ausgenutzt wird und vielleicht sehen wir dann Generatoren auf der Basis dieser Technik, die wie heute Windräder an Seen oder Flüssen durch Verdunstung von Wasser elektrische Energie produzieren. Ein Forschungsbericht zu diesen neuartigen Motoren wurde in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.