Die globale Knappheit an elektronischen Bauteilen stellt viele Branchen vor zahlreiche Herausforderungen, von der Autoindustrie über Luftfahrt bis zu Medizinprodukten. Was werden die langfristigen Auswirkungen sein?
 

Kurzschlüsse

Faszinierende Studien, die sich mit dem Pendlerverhalten vor und nach dem Streik im öffentlichen Verkehr 2014 in London befassten, fanden heraus, dass ein Mangel an Experimentierfreude der Pendler vor dem Streik zu nicht optimalen Routen führten, jedoch zu einer netzwerkweiten Verbesserung nach dem Streik. Dies geschah hauptsächlich dadurch, dass Pendler durch die äußeren Umstände dazu gezwungen wurden, ihre Möglichkeiten zu überdenken, und einige auch nach dem ausschlaggebenden Ereignis bei ihren neuen, besseren Routen blieben.

Als Hardware-Entwickler wissen wir, dass ein Mangel an Ressourcen – Speicher, Pins, Platz, Geld und so weiter – immer schon ein Katalysator für Kreativität war. Wir befinden uns gerade inmitten einer Verknappung von elektronischen Bauteilen, von Mikrocontrollern bis Kondensatoren, und ich mache mir Gedanken über die Langzeiteffekte unseres Handelns. Während offensichtliche kurzfristige Lösungen Horten, Plündern und fragwürdige Entscheidungen in der Lieferkette sind, könnten wir langfristig erkennen, was Transport for London erkannt hat: ein erzwungener Entdeckungsprozess, der zu neuen Denkweisen, Wegen und Einsichten sowie der Abkehr von „so haben wir das schon immer gemacht“ führt.

Die Notwendigkeit, Bauteile schon früh im Design-Prozess zu erwerben, könnte zu weniger „Feature-Creep“ und besserer, robusterer Planung führen, als wir es gewohnt sind (mit Änderungen der Lieferzeit von drei Wochen auf 13 Monate wird das passieren). Wir werden neue Beziehungen zu kleineren, vielleicht spezialisierten, aber noch unbekannten Herstellern und Anbietern knüpfen und wir werden bestehende Beziehungen mit denen vertiefen, die uns in dieser schwierigen Zeit unterstützen. Wir könnten weniger preisempfindlich und mehr konsistenz-empfindlich werden – das heißt, die zu bevorzugen, die uns mit dem versorgen, was wir kontinuierlich brauchen, nicht unbedingt die Günstigsten. Schließlich werden wir besser evaluieren können, so leichtfertig sich das auch anhört, ob ein Produkt es wert ist, überhaupt entwickelt zu werden.

Die Entwicklungszyklen von Hardware sind lang und selbst kurzzeitige Unterbrechungen der Lieferkette können sich lange auswirken; das ist eine Konsequenz daraus, wie moderne Lieferketten erdacht wurden (die jüngste Mahnung daran ist ein überdimensionales Container-Schiff, das den Suez-Kanal blockiert). Diese aktuelle Bauteil-„Krise“ ist nicht nur ein kurzzeitiges Phänomen – die Auswirkungen könnten Jahre andauern oder vielleicht auch weniger, wenn man Autobauer ist – ich gehe also davon aus, dass der Effekt unsere Gewohnheiten zum Besseren ändern wird.
Für viele Kollegen ist es bereits schwierig, ihre vorhandenen Produkte herstellen zu lassen, dafür mein aufrichtiges Mitgefühl, aber anscheinend sind kreative Bewältigungsstrategien schon im Spiel und das ist es, was vielen von uns an der Arbeit gefällt. Wie sind Ihre kurz- und langfristigen Pläne, damit umzugehen?

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Übersetzer: Louisa Kuck