Die deutsche Agentur für Innovation in der Cybersicherheit (Cyberagentur) hat drei wichtige Aufträge im Rahmen eines 35-Millionen-Euro-Projekts vergeben, um bis 2027 den ersten tragbaren Quantencomputer zu bauen, berichtet unser Kollege Nick Flaherty von eeNews Europe. Die Aufträge wurden an zwei Konsortien vergeben: ein Konsortium unter der Leitung von Quantum Brilliance in Partnerschaft mit ParityQC und ein weiteres von Infineon Technologies zusammen mit Oxford Ionics.

Dem Bericht von Flaherty zufolge zielt das Projekt für einen tragbaren Quantencomputer darauf ab, ein mobiles Quantencomputersystem zu entwickeln, das in der Lage ist, komplexe Simulationen und Berechnungen direkt am Einsatzort durchzuführen, anstatt auf Rechenzentren oder Cloud-Zugang angewiesen zu sein. Ein solches System würde eine sichere und zuverlässige Rechenleistung für schwer zugängliche und sensible Umgebungen bieten und damit die Möglichkeiten in Bereichen wie Verteidigung, nationale Sicherheit und wissenschaftliche Forschung verbessern.

 
 

Fortschrittliche portable Quantentechnologie

Quantum Brilliance, das für sein innovatives Konzept zur Miniaturisierung von Quantensystemen bekannt ist, wird seine diamanten-basierte Qubit-Technologie in ein Gehäuse im Chipmaßstab integrieren. Diese Technologie, die bei Raumtemperatur arbeitet und Stickstoff-Vakanz-Zentren in synthetischen Diamanten nutzt, bietet einen einzigartigen Vorteil: Sie macht kryogene Kühlsysteme überflüssig, wie sie bei anderen Quantencomputern erforderlich sind.

ParityQC wird sich auf die Entwicklung einer speziellen Quantenarchitektur und eines Betriebssystems konzentrieren. Diese unterstützen hoch skalierbare Quantencomputer, die auf NV-Zentrum-Technologie basieren. Ihre Arbeit wird entscheidend dazu beitragen, ein System zu schaffen, das sowohl leistungsfähig als auch flexibel genug ist, um außerhalb traditioneller Laborumgebungen eingesetzt zu werden.

Ionen-Qubit-Quantenrechner ohne Laser

Der zweite Auftrag ging an Infineon Technologies und Oxford Ionics, die einen mobilen Quantencomputer mit Ionenfalle entwickeln werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ionen-Qubit-Systemen, die auf Lasern beruhen, wird ihr Entwurf einen in Villach (Österreich) gebauten Quantenprozessor verwenden, der einen kompakteren und effizienteren Aufbau ermöglicht. Dieser Ansatz kann auf über 1.000 hochwertige Qubits skaliert werden, was die Rechenleistung erheblich steigert.

Neue Anwendungen für Quantencomputer

Die Entwicklung eines tragbaren Quantencomputers hat weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Branchen, so Flaherty. In den Bereichen Verteidigung und Sicherheit könnte ein mobiles Quantensystem beispielsweise zur Optimierung von Truppenbewegungen, zur Simulation komplexer Schlachtfeldszenarien oder sogar zur Modellierung chemischer und biologischer Bedrohungen in Echtzeit eingesetzt werden. In der wissenschaftlichen Forschung und in der Logistik könnte es fortschrittliche Simulationen und Optimierungen direkt vor Ort durchführen und so eine noch nie dagewesene Rechenleistung an Orte bringen, die bisher unzugänglich waren.


Dieses wegweisende Projekt stellt eine bedeutende Investition in die Zukunft des Quantencomputers dar und positioniert Deutschland an der Spitze dieser Spitzentechnologie, so Flaherty. Die erfolgreiche Entwicklung eines tragbaren Quantencomputers könnte die Tür zu einer neuen Ära des Rechnens öffnen und die Kraft der Quantenmechanik aus dem Labor in die reale Welt bringen.


Anmerkung der Redaktion: Unser Kollege Nick Flaherty berichtete zuerst über in EENews Europe, einer Publikation im Elektor-Netzwerk.


Übersetzung: Holger Neumann


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