PTS200 Lötkolben (Review)

Der PTS200 ist ein neues Modell eines tragbaren, intelligenten Lötkolbens, der für seine Robustheit und hohe Leistung bekannt ist. Sehen wir uns seine Eigenschaften an und testen wir seine Leistung!
 

Übersicht

Der PTS200 ist der Nachfolger anderer intelligenter Lötkolben, wie dem TS100, TS101, TS80, Pinecil und so weiter. Es handelt sich um einen kompakten Lötkolben mit Kartuschentechnologie, einem OLED-Display sowie drei Bedientasten, die alle von einem ESP32-S2FH4-Mikrocontroller von Espressif gesteuert werden. Der Hersteller gibt eine hohe Heizleistung von bis zu 100 W an. Erreicht wird das durch spezielle 4-Ω-Cartridges und einen gut dimensionierten Steuer-MOSFET (30 V, 12 A). Der Lötkolben ist auch mit den Spitzen anderer Marken kompatibel und flexibel bezüglich der Stromquellen. Da es mit den Protokollen PD3.0, QC2.0 und QC3.0 kompatibel ist, lässt es sich mit den meisten Stromadaptern mit USB-C-Ausgang oder USB-Powerbanks verwenden. Das Geräte kann auch mit einer beliebigen Spannungsquelle oder Batterie zwischen 9 V und 20 V betrieben werden. Ein Adapter wird allerdings nicht mitgeliefert. In der hier getesteten Version wird er mit einem USB-C-Netzteil (20 V / 100 W) sowie vier Spitzen verkauft.

Auspacken des PTS200

 

Das Paket enthält:

• Eine schöne Pappschachtel, die den Lötkolben, eine Kappe für den Lötkolben, eine Lötspitze sowie eine Anleitung auf Englisch und Chinesisch enthält.
• Ein 1 m langes, hochflexibles, USB-C-Kabel, das mit Silikon ummantelt ist.
• Drei zusätzliche Spitzen.
• Ein USB-C-Netzteil mit 100 W.

 

Erste Gedanken

Der Lötkolben Bügeleisen ist kompakt und zylinderförmig. Er hat einen Durchmesser von 16 mm und eine Länge von 190 mm (194 mm mit Kappe). Es ist aus einem Stab aus Aluminiumlegierung gefräst und hat eine schöne schwarz eloxierte Oberfläche. Das Ganze sieht toll aus und fühlt sich sehr robust an. Mit seinem Gewicht von 50 Gramm ohne Kappe liegt er gut in der Hand. An den Fingerspitzen befindet sich eine kleine Silikonhülle, die für einen besseren Halt sorgt. Zudem dient sie auch als Hitzeschutz. Der Abstand zwischen dem Griff und dem Ende der Spitze beträgt circa 85 mm. Die Kappe wird einfach auf den Lötkolben geschoben und durch Reibung mit einem kleinen Stück Silikonschlauch im Inneren der Kappe gehalten.

Die mitgelieferten Spitzen sind vom Typ "Cartridge", wie bei vielen Lötkolben dieser Kategorie. Das Prinzip von Cartridge besteht darin, dass das Heizelement, das Mess-Thermoelement und die Spitze des Lötkolbens in einem einzigen Stück zusammengefügt sind. Das verbessert die Wärmeübertragung und die Regelgeschwindigkeit. In diesem Fall sind die vier mitgelieferten Spitzen: eine mittelgroße konische Spitze (B2), eine feine konische Spitze (I), eine abgeschrägte Spitze (BC2) sowie eine Messerspitze (K). Die Spitzen sind dem Anschien nach von guter Qualität. Insbesondere die Bearbeitungsqualität der Spitze ist hervorragend. Der mittlere Teil, der auf halbem Weg zwischen der Spitze und den Verbindungsringen liegt, ist ebenfalls aus einem massiven Block einer Kupferlegierung gefertigt. Die Spitzen sind mit "PTS200" gekennzeichnet und haben einen Widerstand von etwa 4 Ω. Damit können sie eine theoretische Höchstleistung von etwa 100 W bei 20 V erreichen. Wir testen das später. Beachten Sie, dass der Lötkolben auch mit den Spitzen T12, TS100, TS101 und Pinecil kompatibel ist. Sie haben zwar eine geringere Leistung, sind aber dennoch nützlich.
 

Der Hersteller hat einen Sicherungsring für die Spitze vorgesehen. Zum Auswechseln der Spitze müssen sie ihn abschrauben. Bitte beachten Sie, dass das Gewinde verkehrt herum ist! Das wurde wahrscheinlich gemacht, um zu verhindern, dass sich der nächste Teil des Gehäuses beim Wechseln der Spitze versehentlich abschraubt. Es ist eine gute Idee. In der Praxis ist das Abschrauben in umgekehrter Richtung allerdings eine kleine Denksportaufgabe. Versuchen Sie, in der üblichen Richtung abzuschrauben, schraubt sich der falsche Ring ab und der Lötkolben beginnt sich zu lösen. Ich rate Ihnen, aufzupassen wachsam zu sein oder eine kleine Schraubensicherung einzusetzen, um diese Unannehmlichkeiten zu verhindern.

Die Qualität des mitgelieferten USB-Kabels hat mich beeidruckt. Es ist außerordentlich flexibel und mit Silikon ummantelt, um einen versehentlichen Kontakt mit der Spitze des Lötkolbens zu vermeiden. Ich habe einen Gesamtwiderstand (Plus- und Minusleitung zusammengerechnet) von etwa 150 mΩ gemessen. Das ist ein guter Wert. Ein Verlust von einigen Prozenten ist unvermeidlich, aber das ist bei allen Lötkolben mit USB-Kabel der Fall. Das Kabel funktioniert auch für die Datenübertragung, allerdings nur im USB 2.0 High-Speed-Modus. Mein Fnirsi FNB58 USB-Tester hat keinen E-Marker im Kabel entdeckt.

Verwendung des PTS200

Ist der Lötkolben an die Stromquelle angeschlossen, piept er und startet sehr schnell. Der OLED-Bildschirm leuchtet auf und zeigt 000 an. Der Lötkolben beginnt nicht direkt mit dem Aufheizen, sondern wartet, bis Sie das anstoßen, indem Sie kurz auf die mittlere Taste drücken. Das ist nützlich, um Verbrennungen zu vermeiden, bevor man mit dem Löten beginnt. Ist die Arbeitstemperatur erreicht, gibt der Lötkolben einen zweiten Piepton ab.
 

Das Gerät ist äußerst benutzerfreundlich: Die Arbeitstemperatur kann in 10°C-Schritten durch Drücken der Tasten - und + verändert werden. Ein kurzer Druck auf die mittlere Taste versetzt den Lötkolben in den Boost-Modus, der die Temperatur vorübergehend um einen voreingestellten Wert erhöht. Die Standardeinstellung ist +50°C für eine Minute. Es lassen sich allerdings sowohl die Temperaturdifferenz als auch die Dauer einstellen.

Der PTS200 bietet viele Einstellungen. Das Menü wird durch einen langen Druck auf die mittlere Taste aufgerufen. Dadurch erhält man Zugang zu einem Untermenü, das für die Spitzen zuständig ist (Umbenennung, Kalibrierung und so weiter). Sie erreichen damit auch eine weiteres Untermenü, das für die Temperaturen zuständig ist (Standby und Boost). Es gibt noch ein drittes Untermenü für die Timer (automatisches Standby, Abschalten und so weiter). Beachten Sie auch das Untermenü Spannung. Die Werkseinstellung ist "20 V – 50 %". Das funktioniert, liefert aber nicht die volle Heizleistung. Für maximale Leistung stellen Sie "20 V – 100 %" ein.

Ich habe den PTS200 einige Tage lang als meinen Hauptlötkolben benutzt und war sehr zufrieden damit. Ich habe es auf Leiterplatten mit ziemlich großen Grundflächen getestet. Die Ergebnisse waren gut. Die Leistung ist ausreichend, das Gerät erledigt die Arbeit und ist nicht im Weg. Für die meisten Lötarbeiten habe ich die Spitzen BC2 (abgeschrägt) und B2 (konisch) benutzt. Die automatische Stand-by-Funktion ist sehr nützlich, um die Lebensdauer der Spitzen zu erhalten. Es ist möglich, über den integrierten Beschleunigungssensor den Schwellenwert für die Bewegungserkennung einzustellen, um das Gerät aus dem Standby-Modus aufzuwecken. Das ist über den Parameter Wake Threshold im Untermenü Timer Settings möglich. Es ist nützlich, da der Lötkolben in meinem Fall dazu neigte, bei der geringsten störenden Vibration unerwartet aus dem Standby-Modus zu erwachen. Sobald der Schwellenwert auf einen etwas höheren Wert angehoben wurde, funktioniert das System einwandfrei.
 

Selbstverständlich eignet sich der Lötkolben sowohl für Rechts- als auch Linkshänder. Die Ableserichtung des Displays lässt sich über den Parameter "L/R Hand" einstellen. Der integrierte Beschleunigungssensor wird für diesen Zweck nicht verwendet und die Richtung des Bildschirms ändert sich nicht automatisch, wenn der Lötkolben kopfüber eingesetzt wird.

Es ist auch möglich, die Firmware zu aktualisieren. Dafür müssen Sie den entsprechenden Modus um Menü aktivieren. Das Gerät verhält sich dann wie ein Massenspeichergerät auf einem PC oder Mac. Sie müssen dann lediglich den Anweisugen auf der offiziellen official GitHub-Seite folgen, um die Firmware zu kompilieren und sie auf den Lötkolben zu übertragen. Zum Zeitpunkt des Tests war mein Lötkolben bereits auf dem neuesten Stand der verfügbaren Version (4.5.3).

Der Lötkolben eignet sich auch hervorragend für die Arbeit mit SMD-Bauteilen, wobei sich die abgeschrägte Spitze zum Schlepplöten verwenden lässt (Flussmittel nicht vergessen!). Die feine konische Spitze ist auch für Nacharbeiten nützlich, ebenso wie die Messerspitze zum Entlöten von zwei Seiten eines Bauteils auf einmal. Der Lötkolben lässt sich vielseitig einseten und erledigt seine Aufgabe, ohne dass man ins Schwitzen gerät.

 

Leistungstest

Die theoretische Höchstleistung von 100 W lässt sich nur mit einem idealen 20-V-Netzteil ohne Spannungsabfall unter Last, einer Cartridge mit einem Widerstand von 4 Ω und ohne Kabelverluste erreichen. Das ist natürlich etwas unrealistisch. Die Spitzen, die ich mit dem Bausatz erhalten habe, wurden mit meinem DE-5000 gemessen und sind kalt etwa 4,2 Ω. Bei voller Leistung habe ich einen Strom von 4,3 A gemessen. Die Versorgungsspannung blieb stabil bei 20 V. Das entspricht einer Gesamtverlustleistung von 86 W. Bei diesem Strom liegt der Verlust im Kabel nach meinen Messungen in der Größenordnung von 3 W. Die vom Lötkolben aufgenommene Leistung beträgt also circa 83 W, wenn man den Verbrauch der eingebauten Elektronik außer Acht lässt. Dank dieser hohen Leistung behauptet der Hersteller, dass ein Temperaturanstieg von 30°C auf 400°C in 8 Sekunden möglich ist. Stimmt das? Um das herauszufinden, habe ich den Temperaturanstieg mit einem K-Thermoelement und einem Arduino aufgezeichnet und die Kurve mit Excel dargestellt.
 

Ich habe 8,3 Sekunden gemessen. Das ist in der Tat extrem schnell. Es ist einer der schnellsten Lötkolben, den ich bisher getestet habe. Was die Temperaturgenauigkeit angeht, so war die Kalibrierung der BC2-Spitze nicht perfekt, aber ich konnte sie mit der Option Calibrate Tip im Menü im Menü Tip Settings kalibrieren.
 

PTS200-Anwendungen

Der Lötkolben PTS200 zeichnet sich durch seine hohe Leistung sowie Robustheit aus und eignet sich für viele Lötanwendungen, von SMD bis hin zu großen Steckern. Ich mochte seine Flexibilität, da er sowohl verschiedene Arten von Spitzen als auch verschiedene Arten von Netzteilen unterstützt. Das schöne, zylindrische Design aus gefrästem Aluminium und die attraktive Oberfläche runden das Ganze ab. Seien Sie nur vorsichtig, wenn Sie den Lötkolben noch nicht eingesteckt haben. Stellen Sie ihn nicht auf einen Tisch, der nicht ganz waagerecht ist, weil er leicht ins Rollen kommt! Glücklicherweise wird das durch das Einstecken des Kabels verhindert. Der Lötkolben eignet sich ideal für den allgemeinen Einsatz in der Elektronik, als Alternative zu einer Lötstation oder als Zweitlötkolben. Zudem ist er besonders nützlich für diejenigen, die ein tragbares Werkzeug für Reparaturen vor Ort benötigen. Ich hatte noch keine Gelegenheit, damit auf Reisen zu gehen. Ich kann mir aber vorstellen, dass er im Gegensatz zu Butanlötkolben sogar im Fluggepäck erlaubt wäre. Die Tatsache, dass die Firmware quelloffen ist, ist sehr vielversprechend. Bedauerlich ist allerdings, dass der PTS200 noch nicht mit IronOS kompatibel ist. Es könnte aber auch für Interessierte verlockend sein, die Firmware selbst zu erforschen und zu modifizieren, so wie es der GitHub-Nutzer “vortigont” getan hat. Unterm Strich empfand ich den PTS200 als sehr angenehm und benutzerfreundlich. Das komplette Kit mit einer zuverlässigen Stromversorgung, einem hochwertigen flexiblen Kabel und einem umfassenden Sortiment an Spitzen macht das Gerät zu einem wertvollen Werkzeug für jeden, der sich mit Elektronik beschäftigt.