Lieferumfang

Bei so vielen Funktionen in einem Gerät fragt man sich unwillkürlich, welches wohl die Hauptfunktion ist. Natürlich, es ist das in diesem Fall zweikanalige Oszilloskop mit einer Bandbreite von 70 MHz und einer Abtastrate von 250 MSamples/s (die Hälfte, wenn man beide Kanäle gleichzeitig verwendet). Das sind schon ordentliche Eigenschaften für ein Messgerät, das (für Elektor-Mitglieder) weniger als 230 € kostet. Hinzu kommt der AWG mit ebenfalls beachtlichen Eigenschaften (Abtastrate 250 MSamples/s) und das Autorange-Multimeter mit separaten Eingängen. Was braucht man mehr?

All die Funktionen sind in einem stabilen Gehäuse mit Abmessungen von etwa 20x10x4 cm³ untergebracht. Das DMSO2D72 sieht aus wie ein großes Multimeter. Das Gehäuse selbst ist durch einen „Stoßdämpfer“ aus Gummi geschützt und lässt sich mit der klappbaren Stütze an der Rückseite aufrecht stellen. Auf der Rückseite befindet sich auch das Batteriefach für zwei gewöhnliche Li-Ionen-Zellen des Typs 18650, die sich leicht ersetzen lassen. Eine Abdeckung auf der rechten Seite schützt einen USB-C-Anschluss für eine drahtgebundene Stromversorgung und die PC-Kommunikation. An der Oberseite befinden sich drei versenkte BNC-Buchsen (Oszilloskop-Eingänge und AWG-Ausgang). Auf der Vorderseite sind ein 2,8 Zoll großes Display, die darunter liegenden Bedientasten und ganz unten die Multimetereingänge zu sehen. Das Messgerät wird in einem großzügigen Koffer mit viel Zubehör geliefert. Zum Lieferumfang gehören eine robuste Gerätetasche, ein Netzkabel und verschiedene Messkabel.

Oszilloskop

Die grundsätzliche Bedienung des DMSO2D72 ist ohne vorherige Lektüre des Handbuchs möglich, jedoch lassen sich einige Dinge erst nach einigen Versuchen herausfinden. Mit drei blauen Tasten kann man zwischen den verschiedenen Funktionen wechseln, die vierte blaue Taste gestattet den Zugang zu einem vielfältigen Einstellungsmenü. Direkt unterhalb des Displays befinden sich vier Funktionstasten, deren Bedeutungen auf dem Display angezeigt werden. Das Farbdisplay ist zwar gut ablesbar und besitzt mit 320x240 Pixeln Platz für reichlich Informationen, ich hätte es aber gerne etwas größer gehabt. Aber dann wäre das Gerät wahrscheinlich auch teurer geworden.

Mit den vier Cursortasten können unter anderem die Zeitbasis, die Empfindlichkeit, der DC-Pegel und der Triggerpegel eingestellt werden. Das ist in der „Lernphase“ nicht immer einfach, da sich die Funktionen der Tasten nach dem Drücken der Channel- oder Time-Taste ändern. Leider wird auf dem Display nicht angezeigt, welche der beiden Tasten zuletzt gedrückt wurde.

Das Oszilloskop verfügt über fast alle Funktionen eines „normalen“ Oszilloskops, zum Beispiel ein automatisch still stehendes Oszilloskopbild, die Verwendung von Cursorlinien und die Anzeige verschiedener Messwerte. Die Trigger-Fähigkeiten sind zwar ziemlich begrenzt, aber für die meisten praktischen Situationen ausreichend. Das Oszilloskop verfügt sogar über einen Datenspeicher von 6 kSamples (1 Kanal) beziehungsweise 3 kSamples (2 Kanäle), dessen Inhalt am oberen Rand des Displays angezeigt wird. Nach der Beendigung des Messvorgangs können Sie mit den Cursortasten durch den Speicher scrollen.
 

Trautes Nebeneinander: der Bildschirm des Oszilloskops, AWG und Multimeter.

AWG und Multimeter

Der eingebaute Arbiträr-Funktionsgenerator bietet eine Reihe von gebräuchlichen Kurvenformen und stellt zudem vier Speicher für (mit der entsprechenden PC-Software) selbst programmierbare Kurvenformen zur Verfügung. Die maximale Frequenz ist je nach Kurvenform unterschiedlich. So reicht der Sinusbereich bis 25 MHz, Rechteck bis 10 MHz und Dreieck nur bis 1 MHz. Für programmierte Kurvenformen ist der Bereich wieder mit 5 MHz angegeben.

Der Frequenzbereich kann mit den Cursortasten durchlaufen werden. Nach zweimaligem Drücken der Frequenz-Funktionstaste erscheint eine Bildschirmtastatur, auf der Sie einen Wert eingeben können. Es ist möglich, den Generator gemeinsam mit dem Oszilloskop zu verwenden. Ist der Generator eingestellt und sein Ausgang aktiviert, können Sie auf das Oszilloskop umschalten (und der Generator bleibt aktiv). Dies ist ideal für die Messung in einer Schaltung; man legt ein Signal auf den Eingang und misst dann in der Schaltung oder an ihrem Ausgang, welches Signal dort vorhanden ist. Beachten Sie, dass der Wert der eingestellten Ausgangsspannung für eine Ausgangsimpedanz von 50 Ω gültig ist!

Die Stromversorgung erfolgt über zwei handelsübliche 18650-Li-Ionen-Zellen. Das Multimeter ist eine schöne Ergänzung des Ganzen. Es arbeitet, wie man es von einem durchschnittlichen Multimeter erwarten kann, aber die Genauigkeit ist nicht sehr hoch (Display bis 4000, Grundfehler 0,8%). Bei Messungen „im Feld“ ist dies aber in der Regel nicht so kritisch.

Die automatische Bereichsumschaltung funktioniert tadellos und auf dem Display wird auch angegeben, welche Buchsen man für welche Messungen verwenden soll. Es gibt getrennte Eingänge für den Ampere- und Milliamperebereich. Achtung: Der 10-A-Eingang ist nicht mit einer Sicherung versehen! Das Multimeter misst auch Widerstände und Kapazitäten, besitzt einen Diodentester und einen Durchgangsprüfer.

PC-Software

Auf der Website von JOY-iT steht eine Windows-Software (ab Win 7) zur Verfügung, mit der Sie das Gerät von Ihrem Computer aus bedienen können. Die Installation verlief bei mir reibungslos, aber nach dem Start erschien regelmäßig eine Fehlermeldung (read allset failed). Viele Einstellungen waren nicht korrekt und einige funktionierten überhaupt nicht.

Eine Recherche im Internet ergab, dass dieser Fehler nicht unbekannt war, die Software konnte die Eigenschaften des angeschlossenen Gerätes nicht auslesen. Das Problem wurde durch die zusätzliche Installation einer älteren Softwareversion (1.1.10) gelöst, danach funktionierte alles einwandfrei und die aktuelle Version 1.1.11 konnte wieder hergestellt werden. Leider ist der Datentransfer im Oszilloskop-Modus recht langsam, aber ansonsten bietet das Programm viele Möglichkeiten, insbesondere das Programmieren (und Hochladen) von Wellenformen.
 

Das DMSO2D72 wird mit viel Zubehör geliefert.
Die BNC-Buchsen sind ziemlich tief in die Oberseite des Gehäuses versenkt.
Alle drei Funktionen des DMSO2D72 können mit der PC-Software bedient werden.


Fazit

Für etwa 230 € erhalten Sie ein handliches und robustes Messgerät mit den drei Funktionen, die am häufigsten im allgemeinen Elektronikgebrauch benötigt werden. Die Messbereiche von Oszilloskop und Generator sind praxisgerecht, und wenn Sie erst einmal wissen, wie das Gerät zu bedienen ist, werden Sie gut damit arbeiten können. Es ist kein sehr genaues Messgerät, aber das kann man bei diesem Preis (und braucht man bei dem vorgesehenen Einsatzzweck) nicht erwarten. Die Kombination von drei Messfunktionen macht es zu einem sehr handlichen Gerät, das ich sofort kaufen würde, wenn ich eine solche portable All-in-one-Lösung benötigte.