Der Siegeszug der Homecomputer
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Dank Mikroprozessor und Space-Shuttle war die Stimmung in den 1970er- und 1980er-Jahren sehr zukunftsorientiert, so dass der Besitz eines Computers seit dieser Zeit auch für die breite Masse interessant und erschwinglich wurde. Der Minicomputer MITS Altair 8800, der den Acht-Bit-Prozessor 8080 von Intel verwendete, wurde seit 1975 zu Tausenden verkauft, aber ohne Tastatur oder Monitor war er nicht gerade einfach zu programmieren, und mit einem Preis 621 Dollar auch nicht gerade billig. Das änderte sich mit der Einführung von Homecomputern, die zu weniger als hundert englische Pfund zu haben waren.
Die 1980er Jahre: Frühe Heimcomputer
Zu Beginn der 1980er Jahre waren bereits drei wichtige Computer auf dem Markt: der TRS-80, der Commodore PET und der Apple II. Während man für die ersten beiden Maschinen etwa 1000 Dollar hinblättern musste, kostete der Apple II satte 1295 Dollar. Hauptvorteile gegenüber anderen Rechnern [1] waren die Tastatur, der Monitor (oder die Unterstützung für einen Fernseher) und - das entscheidende Merkmal - BASIC. Von nun an konnten die Benutzer auch mit einfachen Mitteln funktionstüchtige Programme erstellen.
ZX80 und ZX81
Im Mai 1979 prognostizierte die britische Financial Times, dass innerhalb von fünf Jahren ein "benutzerfreundlicher Computer" mit Tastatur und Bildschirm für weniger als 100 Pfund auf den Markt kommen würde [2]. Sir Clive Sinclair und die spätere Sinclair Research Ltd. ließen diese Zukunft sogar noch schneller Wirklichkeit werden: Im Februar 1980 wurde der ZX80 in England für 99,95 £ angeboten (bzw. 79,95 £ als Bausatz). Er basierte auf dem Z80 von Zilog, dem von Federico Faggin entwickelten Prozessor, und verfügte über 1 Kilobyte Speicher, der auf 16 Kilobyte aufgerüstet werden konnte. Das Eingabegerät bestand aus Kostengründen nur aus einer flachen Folientastatur. Bei jedem Tastendruck flackerte die Anzeige, was viele als störend empfanden, und statt eines Monitors musste ein flimmernder Fernseher angeschlossen werden.
Sinclair BASIC wurde von John Grant von der Beratungsfirma Nine Tiles entwickelt. Er wies den einzelnen Tasten Programmierbefehle zu, so dass mit der Taste „O" zum Beispiel der Befehl „PRINT" und mit der Taste „R" der Befehl „RUN" eingegeben wurde. So wurden nicht nur Fehler vermieden, sondern auch der für die Speicherung von Programmen erforderliche Speicherplatz reduziert. Obwohl diese Version von BASIC nicht ANSI-kompatibel war, passte sie zusammen mit dem gesamten anderen Code, der für den Betrieb der Maschine erforderlich war, in ein 4-KB-ROM. Mit kleineren Anpassungen der Software zur Unterstützung verschiedener TV-Standards und dank der externen Stromversorgung hatte der ZX80 auch im Ausland Erfolg und brachte mehrere Nachbauten hervor.
Das Team reagierte schnell auf den Erfolg und brachte im März 1981 den ZX81 auf den Markt. Zusammengebaut kostete er 398 DM (298 DM als Bausatz). Schon im ersten Jahr wurden in Deutschland 10.000 Computer dieses Typs verkauft. [Verkaufspreis und Verkaufszahlen: Computer History Online]
Der niedrigere Preis resultierte aus Optimierungen in der Hardware und war trotz des größeren ROM (8 KB), das eine Verbesserung des BASIC ermöglichte, realisierbar. Mit einer Seitenlänge von weniger als 18 cm und unter Beibehaltung der Membran-Tastatur war er robust genug, um transportiert zu werden. Die Grafik war natürlich noch in Schwarzweiß, und einen Ton beim Gaming gab es auch noch nicht.
BBC Micro
Die britische Rundfunkanstalt BBC hatte ebenfalls beschlossen, sich für die Verbreitung von Computerkenntnissen einzusetzen. Man bevorzugte jedoch eine standardisierte Version von BASIC. Nach einem Ausschreibungsverfahren wurde Acorn Computers Ltd. mit der Entwicklung des Computers beauftragt. Das Unternehmen hatte bereits einen Computer im Angebot, den Acorn Atom (£ 170), der auf dem alternativen Acht-Bit-Prozessor der damaligen Zeit, dem 6502, basierte. Er verfügte über eine richtige Tastatur und ein integriertes Netzteil und sah ähnlich aus wie der spätere BBC Micro.
Das Modell A mit 16 KB RAM kam Weihnachten 1981 auf den Markt und kostete 299 englische Pfund. Das 32-KB-Modell B kostete 399 Pfund (Bild 1). In Verbindung mit einer Reihe von BBC-Fernsehsendungen zum Erwerb von Computerkenntnissen und staatlichen Subventionen für Computer hielt der BBC Micro Einzug in Schulen und Colleges in ganz Großbritannien. Trotz seiner anfänglichen Neigung zur Überhitzung (aufgrund der Stromversorgung) erwies er sich als äußerst erfolgreich. Er bot eine Reihe von Farben und Grafikmodi, verfügte über drei Ton-Generatoren und war sehr ausbaufähig. Zum optionalen Zubehör gehörten Coprozessoren (6502 oder Z80), Sprachsynthese (TI TMS5200) und sogar eine Netzwerkschnittstelle, Econet.
Der BBC Micro wurde insgesamt etwa 1,5 Millionen Mal verkauft, und seine sehr umfassende BASIC-Implementierung enthielt auch einen eingebauten Assembler. Da jedoch sowohl im Vereinigten Königreich als auch im Ausland Konkurrenten auftauchten, war sein Preis für viele Heimcomputer-Enthusiasten zu hoch. Der Acorn Electron, der 1983 für 200 Pfund auf den Markt kam, hatte dank der Verwendung desselben BASIC denselben Stammbaum wie der BBC Micro. Der 32 KB große Speicher wurde jedoch schnell vom umfangreicheren Grafikmodus aufgebraucht, so dass nur wenig Platz für die Programmierung blieb. Der Wettbewerb auf dem Markt für Heimcomputer war zudem auch sehr hart geworden, da vergleichbare Computer für den gleichen Preis oder weniger angeboten wurden. Dennoch bot er eine preiswerte Möglichkeit, zu Hause auch das damals beliebte Elite zu spielen.
Commodore 64
Der mit Abstand erfolgreichste Heimcomputer dieser Zeit war der Commodore 64. Er wurde oft mit C64 abgekürzt und war in Deutschland auch als "Brotkasten" bekannt (Bild 2). Commodore hatte bereits mit seinem PET-Nachfolger, dem VIC-20 (in Deutschland VC-20), Erfolg gehabt und besaß nun dank der Übernahme von MOS Technology (MOS), den Erfindern des 6502-Prozessors, eine eigene Silizium-Entwicklungs- und Fertigungsanlage. Unter dem Projektnamen "VIC-40" war dieser neue, auf dem 6510 basierend Rechner (ein 6502-Derivat) vom ersten Tag an mit einem 64 KB RAM ausgestattet. Es war klar, dass sich dies auf den Endpreis auswirken würde, aber angesichts der sinkenden Speicherpreise sollte sich diese Entscheidung während der fast 12-jährigen Lebensdauer des Geräts zu Gunsten von Commodore auswirken.
MOS Technology hatte an Video- und Soundchips für die Videospielindustrie gearbeitet. Die als VIC‑II (Video Integrated Circuit) und SID (Sound Integrated Circuit) bekannten Chips ermöglichten es Commodore, viele Teile des Computers selbst zu produzieren. Bei seinem Markteintritt kostete er 595 Dollar, bis 1985 war er auf unter 200 Dollar gefallen. Mit dem von Micro-Soft (später Microsoft) entwickelten Commodore BASIC 2.0 konnte der Benutzer programmieren und eine Reihe von Computer-Games spielen. Der SID-Chip ermöglichte dank seiner drei unabhängigen Oszillatoren und der Steuerung der Lautstärke durch Hüllkurven einige beeindruckende polyphone Audiospuren. Das Spiel Ghostbusters enthielt den kompletten Dance-Pop-Track von Ray Parker Jr. mit einem synthetisierten Ausruf des Spielnamens, wenn man die Leertaste drückte.
Die Diskettenlaufwerke dieses Computers hatten nicht gerade den Ruf, zu den Schnellsten zu gehören, aber es stand damals auch Software zur Verfügung, die direkt von Hardwarekassetten ausgeführt werden konnte. Beliebt war darunter auch Simons’ BASIC, eine Version von BASIC, die eine verbesserte Unterstützung für die Erstellung von Grafiken enthielt und so das direkte Einspeisen von Daten in den VIC-II überflüssig machte. Es bot den Benutzern auch einen Einblick in zukünftige grafische Benutzeroberflächen mit GeOS, bei denen die Cursorsteuerung über einen Joystick erfolgte, da es damals erst wenige Mäuse gab. In den Jahresberichten von Commodore heißt es, dass bis 1993 bis zu 17 Millionen dieser Geräte verkauft wurden [14].
Wer hat gewonnen? Wir alle!
Zweifellos haben fast alle Leser Erinnerungen an so bedeutende 8-Bit-Heimcomputer wie den Sinclair Spectrum oder den Amstrad CPC 464. Man verbrachte Stunden damit, endlose Listen aus Magazinen und Büchern [15] abzutippen und dabei eine Vielzahl von Code-Abweichungen zu berücksichtigen, um sicherzustellen, dass das Programm auf dem eigenen Rechner funktionierte. ZX81-Benutzer mussten sich aufgrund des begrenzten Speichers oft mit stark gekürzten Versionen von Programmen begnügen.
Unabhängig von der verwendeten Maschine bescherte uns die Heimcomputer-Revolution der 80er Jahre eine Generation von Ingenieuren, Programmierern und Spiele-Entwicklern. Selbst Eben Upton, der Erfinder des Raspberry Pi, führt sein Interesse an Computern auf die BBC Micros zurück, die er in der Schule benutzte. Doch als die 1990er Jahre anbrachen, wurde das Geräusch der als Laufwerk für Datenträger verwendeten Cassettenrecorder durch den unverkennbaren Sound eines anderen Gerätes ersetzt: dem Zirpen und Rattern des Modems, das uns mit dem Internet verband.
Stuart Cording ist Ingenieur und Journalist, dessen Karriere mit einem C64 begann. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Elektronikindustrie. Viele seiner Elektor-Artikel können Sie unter https://www.elektormagazine.com/cording lesen.
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