Studio City, Los Angeles. Der Ingenieur George Lydecker verfügt wohl über einen der am besten ausgestatteten Arbeitsplätze, die wir seit langer Zeit gesehen haben. Der superorganisierte Raum dient als Elektronik-Labor, Büro, Amateurfunkstation und technische Bibliothek. Wenn Sie hier vielleicht sogar ein wenig Eifersucht spüren, könnte dies eine Motivationshilfe sein. Lassen Sie sich beeindrucken und inspirieren.
 
Erzählen Sie uns etwas über sich. Was ist Ihr derzeitiger Beruf?
Ich bin ein frisch pensionierter Elektronikingenieur, der hauptsächlich in den Bereichen Audio, Video, HF, Netzwerke und Computer gearbeitet hat. Zu meinen bisherigen Projekten gehörte alles von der Entwicklung von Audio- und Videoanlagen bis hin zur Erzeugung vieler Arten von Multimedia-Inhalten. Ich half dabei, Kunstabteilungen von traditioneller Ausrichtung durch Computergrafik-Workstations in die Neuzeit zu transportieren, einschließlich Vernetzung, Scannen und Farbproofing. Anfang 1994 richtete ich die erste Online-Präsenz für eine große Plattenfirma ein, indem ich deren ersten T-1 (Webserver) installierte und die erste Webseite realisierte.
 
Ich habe acht Patente auf Audio-, Video- und Datenstandards erhalten. Für meine Arbeit im Bereich Wasserzeichen wurde mir das Patent „Method and Apparatus for Testing the Quality of Recorded Information“ (US5903701) zugeteilt. Und für meine Arbeit im Audiobereich wurde mir das Patent „Method and System for Verifying Derivative Digital Files Automatically“ (US7197458) erteilt. Ich habe einen Abschluss als Elektronik-Ingenieur und ich Postgraduiertenkurse über geometrischer Optik, Computergrafik, Werkzeugmaschinenpraxis und Paketfilter absolviert. Seit ich Vizepräsident für Forschung und Entwicklung bei einer großen Musikfirma war, ist für mich fast alles interessant. Dazu gehören auch Amateurfunk, Astronomie, Computer und Werkzeugmaschinen.

 
George Lydecker's dream workspace
Werfen Sie einen Blick auf diesen toll ausgestatteten Arbeitsraum.
Wie würden Sie Ihren Arbeitsraum am besten beschreiben? Wofür benutzen Sie ihn?
Ich nutze meinen speziellen Raum als Elektroniklabor, Büro, Amateurfunkstation und technische Bibliothek. Auf dem Bild des Labors sehen Sie viele Bücher. Referenzmaterial in Griffweite zu haben, kann sehr hilfreich sein. In der Mitte des Raumes habe ich einen Schreibtisch, der für Online-Recherchen genutzt wird. Über dem Schreibtisch befinden sich zusätzliche Regale mit Amateurfunkgeräten. Die meiste Zeit verbringe ich an der Werkbank, um an Projekten zu arbeiten oder Ausrüstung zu reparieren.
 
Beschreiben Sie Ihr Labor. Als Sie den Arbeitsraum konzipiert haben, hatten Sie da irgendwelche speziellen Anforderungen? 
Mein Labor wurde in die Planung unseres Hauses einbezogen, als wir es 2008 bauten. Beabsichtigt war, einen besonderen Büro- und Laborraum für meine Arbeit zu schaffen. Ich habe einen zweiten Arbeitsbereich in unserer Tiefgarage vorgesehen. Da ich jetzt im Ruhestand bin, werde ich diesen zweiten Bereich mit zusätzlichen Regalen und verbesserter Beleuchtung aufwerten. Außerdem installiere ich Luftanschlüsse in der Werkstatt, um den Einsatz von Druckluftwerkzeugen zu erleichtern.
 
Als ich den Raum einrichtete, war er zunächst als Heimbüro gedacht, in dem ich lesen, recherchieren und schreiben konnte. Außerdem sollte es einen Laborraum geben, in dem ich an elektronischen Geräten zwecks Evaluierung und Modifizierung für Studios arbeiten konnte. Bei bestimmten Projekten ging es um die Entwicklung von kundenspezifischen Testgeräten und Testvorrichtungen.
 
Was ist mit Ihren technischen Interessen? An welcher Art von Projekten arbeiten Sie gerade in Ihrem Labor?
Nicht sonderlich überraschend: Als Ingenieur, der hauptsächlich mit Audiogeräten gearbeitet hat, habe ich ein großes Interesse an Vintage-Röhrengeräten. Früher  wurde dieses Interesse von den anderen Ingenieuren im Team getriggert, die Studiotechnik auf Röhrenbasis liebten. Klarer Fall: Als ich Elektor entdeckte, war ich sofort ein Fan der Rubrik Retronik von Jan Buiting. Mein Exemplar von „Retronik: 80 Tales of Electronic Bygones“ nimmt einen besonderen Platz in meiner Bibliothek ein.
 
Jetzt, da ich im Ruhestand bin, habe ich Zeit zur Restaurierung älterer Testgeräte. Das heißt nicht, dass ich in der Vergangenheit feststecke. Meine neueste Konstruktion ist eine Entwicklungsplattform für Raspberry Pi und Arduino. Ein RPi ermöglicht Experimente mit Arduino und kann auch unabhängig davon verwendet werden, um verschiedene Schaltungen auszuprobieren. Sie ist auf dem folgenden Bild meiner Werkbank zu sehen.

 
George Lydecker's workbench in his Dream Workspace
Das Entwicklungssystem für Raspberry Pi und Arduino auf der Werkbank.
Können Sie uns etwas über Ihre Geräte und Werkzeuge in Ihrem Labor erzählen?
Mein Labor ist ziemlich gut ausgestattet. Ich habe eine ordentliche Auswahl an Netzteilen, Oszilloskopen, Signalgeneratoren, Frequenzzählern und Spektrumanalysatoren. Der größte Teil der Ausrüstung ist eher älter und wurde auf Amateurfunk-Tauschbörsen oder in Läden für ausgemusterte Elektronik erworben. Viele Anschaffungen erforderten zunächst eine Reparatur.
 
Als ich meine Werkbank baute, legte ich die Arbeitsplatte auf zwei große Werkzeugkästen. Dadurch sind meine kleineren Werkzeuge leicht erreichbar, wenn ich an einem Projekt arbeite. Nicht benutzte Testgeräte werden auf Metallregalen im Labor aufbewahrt. Ich habe auch mehrere größere Geräte von Hewlett-Packard. Dazu gehören ein Frequenzzähler, ein Funktionsgenerator, ein HF-Signalgenerator, ein Vektorsignalanalysator und ein Spektrumanalysator. Aufgrund ihres Gewichts und ihrer Größe habe ich sie in rollenden Regalen untergebracht, um sie bei Bedarf näher an die Werkbank zu bringen.
 
Was ist Ihr wichtigstes oder wertvollstes Ausrüstungsstück oder Gerät?
Für mich wird das Oszilloskop immer das wichtigste Werkzeug im Labor sein. Derzeit verwende ich ein LeCroy 960 WavePro. Dieses Oszilloskop ist ein Upgrade meines zuvor verwendeten Tektronix 7854. Neben seiner Funktion als Oszilloskop schätze ich die Möglichkeit Zeit, Periode, Spannung und andere Parameter direkt zu messen. Dadurch kann ich Zeit sparen, da ich für weniger kritische Messungen keine zusätzlichen Messgeräte anschließen muss.
 
Gibt es etwas Besonderes in Ihrem Labor, auf das Sie hinweisen möchten? 
Der Prüfstand ist der Mittelpunkt des Laborraums. Die Abmessungen sind ähnlich der im 1949 von der Atomenergiekommission veröffentlichten Buch „Electronic Experimental Techniques“ beschriebenen Bank. Einige Entwürfe sind eben zeitlos. Das Ziel war es, einen ergonomischen Raum zu schaffen, in dem alles in Reichweite ist. Kürzlich habe ich die Werkbank mit zusätzlicher Beleuchtung aufgerüstet, bei der ich Helligkeit und Farbtemperatur steuern kann. Außerdem habe ich Metallregale hinzugefügt, in denen zusätzliche Testgeräte, Projekte und Teile untergebracht werden können. Da ich den Raum nach meinen Bedürfnissen gestalten konnte, habe ich eine Reihe von Leerrohren mit einem Durchmesser von 7,6 cm eingebaut, die zur Garage, zum Dach und nach draußen führen. Dies ermöglicht es mir, Kabel für Antennen, Glasfaserleitungen etc. nachträglich hinzuzufügen. Ich lasse eine Nylonschnur im Rohr, damit neue Leitungen leicht eingezogen werden können.
 
Haben Sie Pläne für Ihren Arbeitsbereich? Vielleicht zusätzliche Geräte oder Werkzeuge?
Ich denke, mein nächstes Upgrade für das Labor wird ein 3D-Drucker sein. Ich bin mir nur nicht sicher, wie ich den dafür erforderlichen Platz schaffen soll. Ich habe mir Zeit genommen zu ergründen, welche Open-Source-CAD-Lösungen verfügbar sind. Derzeit beschäftige ich mich mit FreeCAD und OpenSCAD.
 
Haben Sie unter all Ihren Elektronikprojekten einen Favoriten? Was haben Sie gebaut und warum? 
Ich habe schon viele Projekte gebaut – sowohl für mich selbst als auch für meine Arbeit. Dazu gehörten ein Controller für meine selbstgebaute CNC-Fräse, ein System zur Durchführung von Hörtests, für das ich ein Patent erhalten habe, und ein UVC-Sterilisator für Masken und Post. Mein derzeitiger Favorit ist ein analoger ESR-Tester – wahrscheinlich eines der einfacheren Dinge, die ich entworfen und gebaut habe. Er ist zu, Favoriten geworden, weil ich damit sehr einfach schlechte Kondensatoren in allen möglichen Geräten von Vintage-Technik bis hin zu Motorkondensatoren in unserer Klimaanlage finden kann. Ich bin sicher, mein nächster Favorit wird die bereits erwähnte Entwicklungsumgebung für Raspberry Pi und Arduino sein. Ich freue mich darauf, meine Python- und C-Sprachkenntnisse zu erweitern.
 
Woran arbeiten Sie derzeit?
Für mein Arduino-Projekt möchte ich ein Ersatzgerät für den Thermodrucker bauen, der im Reflektometer Tektronix 1503 verwendet wird. So ein Thermodrucker ist schwer zu warten, und das Papier ist noch schwieriger zu finden. Es ist sinnvoll, eine Lösung zu finden, die anderweitig druckt oder in eine digitale Datei ausgibt.
 
Variationen dieses Projekts könnten für andere Geräte mit analogen X/Y- bzw. Plot-Ausgängen nützlich sein. Ein anderes lustiges Projekt wurde von der KI-Serie von Walter Trojan inspiriert. Ich habe vor kurzem einen Nvidia Jetson Nano gekauft, um mit Google TensorFlow zu experimentieren. Im Moment befindet sich das Projekt in der frühen Bauphase, um alles zum Laufen zu bringen, einschließlich des Linux-Betriebssystems. Ich habe mich aufgrund meines Interesses an der GPU-Architektur für Nvidia entschieden. Außerdem verfügt Nvidia über einige großartige Ressourcen, einschließlich einiger GIT-Repositorys mit Testprogrammen.
 
Haben Sie ein Traumprojekt oder etwas, das Sie gerne in Angriff nehmen würden? 
Mein Traumprojekt wäre ein riesiges Unterfangen. Ich habe eine DEC PDP 11 im Keller, die ich gerne wieder zum Leben erwecken würde. Dieser Computer ist alt genug, um einen echten Kernspeicher zu haben. Ein Projekt dieser Größenordnung würde meine Fähigkeiten als Ingenieur auf jeden Fall erweitern. Ziel wäre es, das UNIX-Betriebssystem auf diesem Computer laufen zu lassen. Das Projekt würde das Sammeln von Peripheriegeräten, Dokumentation und Software erfordern. Ich habe bereits einige Teile gesammelt, darunter einige 8ʺ-Diskettenlaufwerke und eine Reihe von Schaltplänen.
 
Haben Sie irgendwelche Ratschläge oder Worte der Ermutigung für andere Elektronik, die ein Elektronik-Labor planen?
Natürlich ist diese Serie in Elektor eine fabelhafte Quelle. Ich liebe es, mir die Labor-Räume anderer Elektroniker anzusehen. Ich gestehe auch, dass ich online nach Ideen suche. Bei einer Google-Bildsuche nach „DIY electronics workbench“ findet man viele Ideen. Um Messgeräte zu finden und zu reparieren, empfehle ich den Beitritt zu Gruppen und Foren. Ich bin in den Gruppen von Tektronix und Hewlett Packard aktiv – das war sehr hilfreich, um die Geräte wieder zum Laufen zu bringen. Ich kann auch das Buch „Build Your Own Electronics Workshop“ von Thomas Petruzzellis empfehlen. Und schließlich: Bleiben Sie neugierig!
 

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