Ethik und Elektronik
13. Januar 2017
über
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Wellbeing With Artificial Intelligence And
Autonomous Systems, Version 1. IEEE, 2016.
Im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen unterliege ich nicht der Illusion, dass ich jederzeit in der Lage sei, mich diesen unwiderstehlichen Anreizen zu widersetzen. Auch wenn ich Sie langweile: Das Problem kann mittlerweile anhand dreier verschiedener Punkte identifiziert werden. Der erste Punkt wird Menschen mit kleinen Kindern sehr bekannt vorkommen: Wer hat nicht schon beobachtet, wie flink die Winzlinge, die nicht einmal lesen und schreiben können, das YouTube-Symbol auf einem Touchscreen identifizieren und anklicken, um sich sich ein Video anzuschauen.
Der zweite Punkt ist beruflicher Natur, nicht weniger bedeutungsvoll und betrifft Alexa, das Sprachsteuerungssystem von Amazon und von Elektor bisher noch wenig beachtet. Dank seiner Omnipräsenz hat es auch bei der Consumer Electronics Show 2017 eine nicht unbedeutende Rolle gespielt. Hier finden Sie mehr zu diesem Thema – ein Umweg, der sich lohnt.
Der dritte Punkt bestätigt, dass meine Befürchtungen berechtigt sind. Die äußerst professionelle IEEE (organisation for advancement of technologiy) hat gerade ein Dokument mit dem Titel „Ethically Aligned Design: A Vision for Prioritizing Human Wellbeing with Artificial Intelligence and Autonomous Systems (AI/AS)“ veröffentlicht. Lesen wir im Original, wozu es dienen soll: “that encourages technologists to prioritize ethical considerations in the creation of autonomous and intelligent technologies“.
Ich empfehle allen Elektor-Lesern, sich damit zu beschäftigen, denn es hat folgendes Ziel: „The document’s purpose is to advance a public discussion of how these intelligent and autonomous technologies can be aligned to moral values and ethical principles that prioritize human wellbeing“.
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Diskussion (7 Kommentare)
Josef Moser vor 8 Jahren
die hier dargestellten Befürchtungen hege ich auch schon seit geraumer Zeit.
Das große Problem all dieser von sich aus sicher sehr begrüßenswerten Erungenschaften ist immer der Mensch, vor allem aber die Macht und Geldgierigen, da genau bei denen Ethik und Moral verloren gegangen sind.
Wasd mich aber am meisten stört, ist, dass genau die höchstentwickelte Technologie in der Vernichtungsindustrie (Kriegsmaschinerie) eingesetzt wird.
Liebe Grüße nach Aachen
Josef Moser
Donnie W. Agema vor 8 Jahren
Ich habe auf den Link des IEEE Dokuments geklickt und wollte das Dokument lesen (Downloaden), und was bekomme ich: eine Anmeldeformular um meine Daten schon wieder Preis zu geben! Absurd, oder?
Ferdinand Walvaart vor 8 Jahren
Donnie W. Agema vor 8 Jahren
Ethically Aligned Design - Version 1
Please complete the form below.
rieselkalk vor 8 Jahren
jeder der es miterlebt hat, wie aus dem Hobby, ein Quatrocopter zu bauen, aufeinmal bewaffnete Drohnen enstanden sind, sollte an erster Stelle erst einmal ganz laut aufschreien und alle Möglichkeiten nutzen, das es keine Kriegsgeräte mit künstlicher Inteligenz geben wird.
Oder möchten wir alle den Krieg der Maschinen mit allen Konsequenzen haben?
Ein weiss ich auf jeden Fall, wenn wir das nicht verhindern, dann brauchen wir auch keine Rente mehr einzubezahlen.
Walter Mayer vor 8 Jahren
Leider wurde und wird Technik - und Elektronik im besonderen - dazu eingesetzt eine hässliche und menschenverachtende Welt zu gestalten. Hier mal 3 Beispiele:
Technische Zeichnungen/Schaltpläne:
Früher gab es mal schöne Maßpfeile, schöne Logiksymbole, bei denen man schon vom weiten sehen konnte ob es ein UND, ODER ... Gatter war. Mit den ersten Plottern wurde dies Prozessoprimiert, statt Pfeile einfache Schrägstriche, Statt der halbrunden schnell erkennbaren Gatter wurde Rechtecke mit kleinen fummeligen & >=1....
Autokennzeichen:
Autokennzeichen wurden einmal eingeführt, damit man bei einem Unfall oder sonst wie sich entfernenden Fahrzeug noch den Besitzer ermitteln kann. Damit man ein solches Kennzeichen schnell und gut lesen kann ist es wichtig, dass der Abstand und die Striche selbst eine gewisse Breite nicht unterschreiten. Außerdem soll auch so eine Schrift am Fahrzeug gewissen Grundanforderungen an Ästetik erfüllen. Dann kam die automatische Kennzeichenerkennung und plötzlich müssen die Buchstaben auf eine feste Buchstabenweite gequetscht werden, was das Erkennen von H, M und W für den Menschen deutlich erschwert. Und damit die statistische Zeichenerkennung gut funktioniert mußten die Buchstaben auch noch bis zum Ekeligen vergammelt werden.
Ausweisdokumente:
Früher war in jedem Ausweis ein mehr oder weniger freundliches Bild zu sehen. Ein Beamter hat keinerlei Problem dieses freundliche Bild mit dem evtl. etwas dristen Blick des Eigentümers bei der Kontrolle zu vergleichen. Aber Computer können das nicht und so müssen jetzt alle Bilder mit finsteren Blick in die Ausweisdokumente und bei der Kontrolle sollte man auch nicht freundlich lächeln - der Computer hat da seine Probleme.
Ich könnte die Liste noch lange fortsetzen - leider - denn ich liebe Technik, Elektronik und Computer :(
Aber irgendwie hat es immer Vorrang, die Umwelt (und auch den Menschen) and die Technik anzupassen als umkehrt.
Gottfried Karenovics vor 8 Jahren
Intelligenz gibt es nur bei den Entwicklern und den Programmierern.
Computer sind immer noch das, was sie seit den Fünfzigern sind: rasante Trottel. Seitdem sind sie noch viel rasanter geworden, aber keineswegs intelligent.
Computer können auch nicht denken, denn dazu braucht es ein Bewußtsein. Was Otto Normalverbraucher als Denkleistung ansieht, ist lediglich die Anwendung logischer Gesetze.
Wenn Computer oder gar Serversysteme intelligent wären (oder wenn wenigstens die Programmierer etwas mehr Intelligenz investiert hätten), dann wären Fehlleistungen wie diese unmöglich:
Ich suche im Internet beispielsweise eine Ferienwohnung in Waldkirch im Schwarzwald.
Stattdessen bekomme ich Angebote in Norwegen, Barcelona und Südafrika, aber nichts, was mit Schwarzwald das Geringste zu tun hat.
Oder das unsägliche Babelfisch, das Übersetzungsprogramme liefern, da sie jedes Wort für sich ohne jeglichen Bezug zum Kontext übersetzen und dabei die aller-entlegensten Begriffe herauspicken.
Beispiel: Ein medizinischer Artikel über die Milchbildung stillender Frauen: Aus "milk duct" wird dann ein "Milch-Luftschacht". Die Beispiele dieser Art sind Legion. Seit 1960 oder so sind die Programme immer noch nicht weitergekommen.
Auch die "Steffi" im Garmin-Navi ist nicht intelligent. Sonst würde sie "DO-Eving" nicht als "Donnerstag-Eving" statt Dortmund-Eving aussprechen.
Zur Intelligenz gehört eben mehr als noch so viele schnelle Prozessorkerne. Die können wirklich keinerlei Zusammenhänge wirklich verstehen.
Das hat bereits vor 1980 kein Geringerer als Joseph Weizenbaum hinreichend dargelegt. Seine Feststellungen haben auch heute noch uneingeschränkte Gültigkeit.