Früher galt: Samstag ist Waschtag. Auch für Oszilloskope?
10. Dezember 2015
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Ich kenne Elektronik-Ingenieure, die kriegen keinen Ton mehr raus, und wenn doch, dann fluchen sie und raufen sich die letzten verbliebenen Haare aus, wenn sie davon hören, dass man elektronische Messgeräte wie ein Oszilloskop am besten mit Sauerstoffdihydrogen, H20, ja mit gewöhnlichem Wasser reinigt. Andere nicken und können sich das immerhin vorstellen. Sie unterstellen nicht, dass es ein Vorschlag von Fred Feuerstein ist...
In den 1960er und 1970er Jahren bot Tektronix selbst einen Wasch-Service für ihre Instrumente an. Die Reinigungsmethode wurde detailliert in zwei Artikeln in der Zeitschrift TekScope in den Jahren 1972 und 1976 beschrieben. Die Artikel wurden vom Service-Techniker Charles Phillips verfasst. Das Waschen wurde als Teil eines umfassenden Reparatur- und Kalibrierprogramms von Tekronix für ihre (vermögenden und bequemen) Kunden angeboten. Es gab damals sogar Kunden mit einer größeren Anzahl von Tek-Instrumenten, die ihre eigene Waschstraße installierten, um ihre Messgeräte immer im Top-Zustand zu halten. Ein Foto von Charles (Chuck) aus dem Jahr 1972 ist erhalten, das ihn zeigt, wie er frohgemut ein Tek-7000-Oszilloskop wäscht. Sein lakonischer Kommentar über die Instrumente: „sie sind einfach zu waschen und man muss keine besonderen Vorkehrungen treffen, außer solchen, die man eh bei Geräten mit Röhren beachten muss“. Das ist pure professionelle Bescheidenheit.
Neben der Waschvorrichtung braucht es auch noch ein ausgeklügeltes System zur Entfernung von Staub und Feuchtigkeit, eine große Heizung, und zu den nötigen Utensilien gehörte flüssiger Silberreiniger, Bürste, Schwämme, nichtsterile Wattestäbchenspender, Gehörschutz, Zewas, WD-40 (Kriech-Ö), Lack-Spraydosen, Allesreiniger, Schraubendreher die damals noch -zieher hießen für Schlitz- und Kreuzschrauben – man bedenke, es handelt sich um das Jahr 1972 in den USA! Weiter nötig war Druckluft, eine Sprühpistole mit einem 2,5 m langen Schlauch, ein kürzerer Gummi-Siphon-Schlauch, kaltes und heißes Wasser sowie Waschmittel.
Ich habe mich über diese Sache mit einem Chemiker unterhalten. Er meinte, der kritische Punkt ist das Wasser und das Waschmittel. Man sollte möglichst reines Wasser nehmen: entmineralisiert, entionisiert und osmosebehandelt. Also Wasser, das nicht mehr elektrisch leitend ist. Professionelle Fensterputzfirmen verkaufen sowas in großen Behältern. Das Waschmittel sollte mild sein und garantiert keine Rückstände hinterlassen.
Chuck meinte 1972: „Wir meinen, dass es nicht mehr notwendig ist, die Bildröhren, Abschirmungen oder normalen Röhren zu entfernen, um die Reinigung durchzuführen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass warmes Wasser plus Waschmittel unter Druck auch diese Teile erreicht, ohne dass man sie ausgebaut behandeln müsste.“
Nach Wasch- und Spülgang wurden die Geräte samt den mitgewaschenen Einbauten in einem Trocknungsofen platziert und 24 Stunden getrocknet. Die Überlegung war, dass man bewegte warme Luft mit etwa 50-65 °C benötigt.
Die komplette Story gibt es hier zu lesen. Das ist kein Stoff für zartbesaitete Elektroniker aus der USB-LCD-Generation ;-)
Irgendwann 2016 wird in Retronik, der Rubrik für antike Elektronik in Elektor und Elektor TV, der Versuch unternommen, die Schritte von Chuck Phillips in der Praxis mit einem äußerlich schmutzigen 10-$-Oszilloskop aus den 1960ern nachzuvollziehen. Das Ding kommt unter die Dusche und dann in den Backofen in der Küche, während ich mal schnell einkaufen gehe. Aber probieren Sie das bitte nicht selbst aus, bis ich weiß, wie das geht ;-)
In den 1960er und 1970er Jahren bot Tektronix selbst einen Wasch-Service für ihre Instrumente an. Die Reinigungsmethode wurde detailliert in zwei Artikeln in der Zeitschrift TekScope in den Jahren 1972 und 1976 beschrieben. Die Artikel wurden vom Service-Techniker Charles Phillips verfasst. Das Waschen wurde als Teil eines umfassenden Reparatur- und Kalibrierprogramms von Tekronix für ihre (vermögenden und bequemen) Kunden angeboten. Es gab damals sogar Kunden mit einer größeren Anzahl von Tek-Instrumenten, die ihre eigene Waschstraße installierten, um ihre Messgeräte immer im Top-Zustand zu halten. Ein Foto von Charles (Chuck) aus dem Jahr 1972 ist erhalten, das ihn zeigt, wie er frohgemut ein Tek-7000-Oszilloskop wäscht. Sein lakonischer Kommentar über die Instrumente: „sie sind einfach zu waschen und man muss keine besonderen Vorkehrungen treffen, außer solchen, die man eh bei Geräten mit Röhren beachten muss“. Das ist pure professionelle Bescheidenheit.
Neben der Waschvorrichtung braucht es auch noch ein ausgeklügeltes System zur Entfernung von Staub und Feuchtigkeit, eine große Heizung, und zu den nötigen Utensilien gehörte flüssiger Silberreiniger, Bürste, Schwämme, nichtsterile Wattestäbchenspender, Gehörschutz, Zewas, WD-40 (Kriech-Ö), Lack-Spraydosen, Allesreiniger, Schraubendreher die damals noch -zieher hießen für Schlitz- und Kreuzschrauben – man bedenke, es handelt sich um das Jahr 1972 in den USA! Weiter nötig war Druckluft, eine Sprühpistole mit einem 2,5 m langen Schlauch, ein kürzerer Gummi-Siphon-Schlauch, kaltes und heißes Wasser sowie Waschmittel.
Ich habe mich über diese Sache mit einem Chemiker unterhalten. Er meinte, der kritische Punkt ist das Wasser und das Waschmittel. Man sollte möglichst reines Wasser nehmen: entmineralisiert, entionisiert und osmosebehandelt. Also Wasser, das nicht mehr elektrisch leitend ist. Professionelle Fensterputzfirmen verkaufen sowas in großen Behältern. Das Waschmittel sollte mild sein und garantiert keine Rückstände hinterlassen.
Chuck meinte 1972: „Wir meinen, dass es nicht mehr notwendig ist, die Bildröhren, Abschirmungen oder normalen Röhren zu entfernen, um die Reinigung durchzuführen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass warmes Wasser plus Waschmittel unter Druck auch diese Teile erreicht, ohne dass man sie ausgebaut behandeln müsste.“
Nach Wasch- und Spülgang wurden die Geräte samt den mitgewaschenen Einbauten in einem Trocknungsofen platziert und 24 Stunden getrocknet. Die Überlegung war, dass man bewegte warme Luft mit etwa 50-65 °C benötigt.
Die komplette Story gibt es hier zu lesen. Das ist kein Stoff für zartbesaitete Elektroniker aus der USB-LCD-Generation ;-)
Irgendwann 2016 wird in Retronik, der Rubrik für antike Elektronik in Elektor und Elektor TV, der Versuch unternommen, die Schritte von Chuck Phillips in der Praxis mit einem äußerlich schmutzigen 10-$-Oszilloskop aus den 1960ern nachzuvollziehen. Das Ding kommt unter die Dusche und dann in den Backofen in der Küche, während ich mal schnell einkaufen gehe. Aber probieren Sie das bitte nicht selbst aus, bis ich weiß, wie das geht ;-)
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Diskussion (2 Kommentare)