Spaghetti Cablese
31. März 2017
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In diesem Mai, nach genau 10 Jahren in einem kleinen Kastell aus dem 16. Jahrhundert, zieht Elektor aus den Niederlanden ins deutsche Aachen. Alle Mitarbeiter sollen mit so wenig Gepäck wie möglich umziehen. Das heißt – diesmal auf deutsch – dass der ganze Krempel und sonstige Ansammlungen rund um den Arbeitsplatz nicht in die LKWs für den Umzug geladen werden sollen.
Da zeigt sich schon das erste deutsche Klischee. Die neuen Büros sollen von Anfang an sauber und ordentlich sein und bleiben. Für die Nichttechniker unter den Elektor-Mitarbeitern ist das natürlich eine kleinere Übung, da sie sowieso schon quasi im Laptop leben. Die Entfernung von Limbricht nach Aachen beträgt gerade mal 37 km – die Laptop-Akkus sollten so lange halten. Sicher haben auch unsere Marketing-Leute, Web-Designer, Manager und Redakteure etlichen Schrott angesammelt, doch der ist ziemlich leicht und lässt sich bequem wie gefahrlos im Mülleimer ihrer MacBooks etc. unterbringen.
Doch für die, welche wirklich mit Elektronik arbeiten, also die Kollegen, die im Elektor-Labor die Elektronik noch richtig riechen und schmecken, stoßen da auf mehr Schwierigkeiten bei der Laborverlegung. Sie kommen nicht umhin, schweren Herzens Dinge wegzuwerfen. Im Geiste der Solidarität entschloss ich mich daher, einige Schränke und Schachteln meiner großen Retronik-Sammlung zu öffnen und einigen (wenigen) Dingen Lebewohl zu sagen. Das erste Opfer war eine Bananenkiste mit Kabeln und Steckern, die ich so auf die Jahre 1980...1990 schätze. Ich erinnere mich, dass ich sie von einem berenteten Radio- und Fernsehtechniker hatte. Ich staunte nicht schlecht über seine Pfiffigkeit, mit der eher viele X-nach-Y-Adapterkabel und sogar Stecker gebaut hatte, um die enorme Menge an unterschiedlichen Standards zu beherrschen, die während seiner aktiven Zeit herrschten.
Mit einer kleinen Entschuldigung an die Instagram-Generation und ohne Anspruch auf Vollständigkeit tauchten beim Wühlen in der Kiste folgende Spezialitäten auf: RCA/DIN 3-polig und 5-polig, Stecker und Buchse; 3,5/6,3-mm-Adapter für Kopfhörer; SCART 1:1, SCART mit Audio-RCA-Anschlussleitungen; SCART/ BNC; Mini-DIN-Video (Stecker/Buchse); BNC/TV-Coax (Stecker/Buchse); RS-232 9/25-polig, DTR/RX/TX gekreuzt (was war das denn schon wieder?) sowie 1:1 (Stecker/Buchse) (kurz, lang, sehr lang); Centronics-Kabel 25-polig, vergossen und mit gehackten Steckern; VGA/RGB-auf-BNC; Netzkabel (2-polig, 3-polig); Baluns (Anpassung an Coax); BNC/SO239/PL/UHF. STOPP! Alles komplett nutzlos heutzutage, außer wenn man ein 2716-EPROM programmieren, alte Unterhaltungselektronik wie Videorekorder reparieren oder aber das endgültige Buch aller Standards der Elektronik schreiben will.
Das Meiste dieses Kabelsalats stopfte ich zurück in die Kiste. Es handelte sich hauptsächlich um Audio/Video- und PC-Kram. Hier hat die Verbreitung von Funkverbindungen und die Miniaturisierung dazu geführt, dass die Leute mittlerweile Kabel und Stecker meiden wie der Teufel das Weihwasser. Leitungen und Steckverbinder sind zwar noch nicht ganz ausgerottet, denn es gibt immer noch und immer neuer USB sowie Netzkabel, HDMI-Kabel und selbst bei Kopfhörern arbeiten noch nicht alle per Funk. In fünf Jahren sitze ich also bestimmt wieder vor einer Kiste mit Kabelgewirr.
Diese sperrigen alten Kabel- und Steckerformate waren schon Anlass für viele Artikel in Elektor und anderen Elektronik-Zeitschriften. Man gebe einem Ingenieur einen Standard und er gibt keine Ruhe, bis er ihn soweit verändert und verbogen hat, bis er genau an seine konkrete Anwendung passt. Der Einfallsreichtum blühte, solange es noch „zugängliche Drähte“ gab. Genau das aber scheint immer schneller zu verschwinden, speziell mit dem Überhandnehmen des Kurzstreckenfunks.
Ich frage mich, wie es Ihnen bei diesem Übergang vom Lötkolben und dem Oszilloskop zu „closed system“-Technik geht. Frustriert Sie das oder ist das eher eine Herausforderung? Hand aufs Herz: Hüten Sie auch eine hübsche (und unnütze) Sammlung alter Kabel und Adapter? Hinterlassen Sie einen Kommentar (Fotobeweise bitte per Link ;-)
Da zeigt sich schon das erste deutsche Klischee. Die neuen Büros sollen von Anfang an sauber und ordentlich sein und bleiben. Für die Nichttechniker unter den Elektor-Mitarbeitern ist das natürlich eine kleinere Übung, da sie sowieso schon quasi im Laptop leben. Die Entfernung von Limbricht nach Aachen beträgt gerade mal 37 km – die Laptop-Akkus sollten so lange halten. Sicher haben auch unsere Marketing-Leute, Web-Designer, Manager und Redakteure etlichen Schrott angesammelt, doch der ist ziemlich leicht und lässt sich bequem wie gefahrlos im Mülleimer ihrer MacBooks etc. unterbringen.
Doch für die, welche wirklich mit Elektronik arbeiten, also die Kollegen, die im Elektor-Labor die Elektronik noch richtig riechen und schmecken, stoßen da auf mehr Schwierigkeiten bei der Laborverlegung. Sie kommen nicht umhin, schweren Herzens Dinge wegzuwerfen. Im Geiste der Solidarität entschloss ich mich daher, einige Schränke und Schachteln meiner großen Retronik-Sammlung zu öffnen und einigen (wenigen) Dingen Lebewohl zu sagen. Das erste Opfer war eine Bananenkiste mit Kabeln und Steckern, die ich so auf die Jahre 1980...1990 schätze. Ich erinnere mich, dass ich sie von einem berenteten Radio- und Fernsehtechniker hatte. Ich staunte nicht schlecht über seine Pfiffigkeit, mit der eher viele X-nach-Y-Adapterkabel und sogar Stecker gebaut hatte, um die enorme Menge an unterschiedlichen Standards zu beherrschen, die während seiner aktiven Zeit herrschten.
Mit einer kleinen Entschuldigung an die Instagram-Generation und ohne Anspruch auf Vollständigkeit tauchten beim Wühlen in der Kiste folgende Spezialitäten auf: RCA/DIN 3-polig und 5-polig, Stecker und Buchse; 3,5/6,3-mm-Adapter für Kopfhörer; SCART 1:1, SCART mit Audio-RCA-Anschlussleitungen; SCART/ BNC; Mini-DIN-Video (Stecker/Buchse); BNC/TV-Coax (Stecker/Buchse); RS-232 9/25-polig, DTR/RX/TX gekreuzt (was war das denn schon wieder?) sowie 1:1 (Stecker/Buchse) (kurz, lang, sehr lang); Centronics-Kabel 25-polig, vergossen und mit gehackten Steckern; VGA/RGB-auf-BNC; Netzkabel (2-polig, 3-polig); Baluns (Anpassung an Coax); BNC/SO239/PL/UHF. STOPP! Alles komplett nutzlos heutzutage, außer wenn man ein 2716-EPROM programmieren, alte Unterhaltungselektronik wie Videorekorder reparieren oder aber das endgültige Buch aller Standards der Elektronik schreiben will.
Das Meiste dieses Kabelsalats stopfte ich zurück in die Kiste. Es handelte sich hauptsächlich um Audio/Video- und PC-Kram. Hier hat die Verbreitung von Funkverbindungen und die Miniaturisierung dazu geführt, dass die Leute mittlerweile Kabel und Stecker meiden wie der Teufel das Weihwasser. Leitungen und Steckverbinder sind zwar noch nicht ganz ausgerottet, denn es gibt immer noch und immer neuer USB sowie Netzkabel, HDMI-Kabel und selbst bei Kopfhörern arbeiten noch nicht alle per Funk. In fünf Jahren sitze ich also bestimmt wieder vor einer Kiste mit Kabelgewirr.
Diese sperrigen alten Kabel- und Steckerformate waren schon Anlass für viele Artikel in Elektor und anderen Elektronik-Zeitschriften. Man gebe einem Ingenieur einen Standard und er gibt keine Ruhe, bis er ihn soweit verändert und verbogen hat, bis er genau an seine konkrete Anwendung passt. Der Einfallsreichtum blühte, solange es noch „zugängliche Drähte“ gab. Genau das aber scheint immer schneller zu verschwinden, speziell mit dem Überhandnehmen des Kurzstreckenfunks.
Ich frage mich, wie es Ihnen bei diesem Übergang vom Lötkolben und dem Oszilloskop zu „closed system“-Technik geht. Frustriert Sie das oder ist das eher eine Herausforderung? Hand aufs Herz: Hüten Sie auch eine hübsche (und unnütze) Sammlung alter Kabel und Adapter? Hinterlassen Sie einen Kommentar (Fotobeweise bitte per Link ;-)
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Diskussion (6 Kommentare)