Das Fnirsi S1 Multimeter: Smart mit großem Display (Testbericht)
über
Es sieht aus wie ein Smartphone
Nach dem Auspacken erscheint das S1 wie ein etwas dickeres Smartphone mit der Einschalttaste an der Oberseite. Doch die drei Tasten mit den Symbolen unter dem Display verraten, dass es sich in Wirklichkeit um ein Multimeter handelt. Das Gerät ist leicht, sauber verarbeitet, und es sieht nicht billig aus.Nach dem Einschalten ertönt ein lauter Piepton und auf dem hellen Bildschirm erscheint das Wort "Auto". Die Größe der Buchstaben zeigt, dass auch der Messwert groß sein wird. Es werden zwei vierstellige Werte angezeigt (max. 9999). Die Ziffern des ersten sind 18 mm hoch, die des zweiten sind etwas kleiner (15 mm). Letztere dient zur Anzeige der Frequenz bei Wechselstrommessungen und zeigt bei Temperaturmessungen den Wert in °F an.
Das Fnirsi S1 hat ein Blitzlicht
Die Messeingänge befinden sich an der Unterseite, und auf der Rückseite befindet sich ein "Blitzlicht", das mit der rechten Taste eingeschaltet werden kann. Der Sensor für die berührungslose Spannungsmessung (NCV) befindet sich unterhalb der Ein/Aus-Taste. Das Messgerät wird durch einen eingebauten Li-Ionen-Akku betrieben, der über einen USB-C-Anschluss aufgeladen werden kann. Laut Hersteller beträgt die Betriebszeit mit einer Akkuladung etwa 5 Stunden. Das Messgerät schaltet sich nach etwa 10 Minuten automatisch ab.Trotz des niedrigen Preises wird das Messgerät mit ziemlich viel Zubehör geliefert. Neben einem Satz recht flexibler Messleitungen gibt es auch ein USB-A-auf-USB-C-Ladekabel und einen k-Typ-Temperaturfühler. Das englische Handbuch ist gar nicht so schlecht, das meiste davon ist für einen Elektronikingenieur verständlich.
Die Möglichkeiten des Fnirsi S1
Mit nur drei Tasten ist die Anzahl der Einstellmöglichkeiten beim S1 begrenzt, aber das ist wohl Absicht. Das Messgerät ist so konzipiert, dass die wichtigsten Messungen schnell und ohne viel Aufwand durchgeführt werden können.Nach dem Einschalten befindet sich das Messgerät immer im Auto-Modus. Je nach angeschlossener Spannung oder Widerstand zeigt das S1 den Messwert an: Wechselspannung, Gleichspannung oder einen Widerstandswert. Bei Widerstandswerten unter 50 Ω ertönt zusätzlich der (Durchgangs-)Piepser. Durch mehrmaliges Drücken der großen SEL-Taste können Sie manuell zwischen Gleichspannung, Wechselspannung, Widerstand/Durchgang, Diode, Kapazität, Frequenz und Temperatur umschalten.
Berührungslose Spannungsmessung
Mit der linken Taste wird die berührungslose Spannungsmessung (NCV) aktiviert, die das gemessene Feld als Balkendiagramm anzeigt. Ich muss erwähnen, dass diese Funktion nicht sehr empfindlich ist, mein Messgerät spricht nur an, wenn man es ein bis zwei Zentimeter an ein Netzkabel hält.
Durch erneutes Drücken der linken Taste gelangen Sie in den Modus "Live", mit dem Sie feststellen können, welcher der beiden Kontakte in einer Wandsteckdose oder einer Verlängerungsdose mit dem stromführenden Kabel verbunden ist. Schließen Sie eine Messleitung an und stecken Sie die Sonde in eines der Löcher der Steckdose. Das Messgerät piept auf der stromführenden Seite. Das kann sehr nützlich sein (ein Ersatz für den bekannten Schraubenzieher als Spannungsprüfunger).
Rechte Multifunktionstaste
Schließlich gibt es noch die rechte Drucktaste. Durch kurzes Drücken wird der Messwert auf dem Bildschirm eingefroren (Hold); durch erneutes Drücken kehrt man in den normalen Messmodus zurück. Drückt man die Taste etwas länger, wird das Licht auf der Rückseite aktiviert. Das kann nützlich sein, aber es ist nicht sehr hell.
Das Fnirsi S1 im Einsatz
Was die Genauigkeit angeht, sollte man vom Fnirsi S1 nicht zu viel erwarten, denn die vom Hersteller angegebene Grundgenauigkeit liegt bei 0,8 % für Wechselstrom, Gleichstrom und Widerstand. Mein Testgerät scheint jedoch viel genauer zu sein. Ich habe mehrere Werte überprüft, und die Genauigkeit lag meist innerhalb von 0,3 %. Sehr gut für diese Preisklasse!Der Auto-Modus scheint erstaunlich gut zu funktionieren, das Messgerät erkennt den Eingangswert fast immer richtig. Nur bei niedrigen Eingangsspannungen (unter ca. 0,7 V) geht etwas schief, wenn das Messgerät annimmt, dass ein Widerstand angeschlossen ist. Dies wird jedoch auch im Handbuch erwähnt und hat damit zu tun, dass das Messgerät im Auto-Modus eine kleine Spannung an die Eingangsstifte anlegt, um den Widerstand zu messen. In einem solchen Fall ist es am besten, mit der Taste SEL manuell in den AC- oder DC-Bereich zu wechseln.
Testen des Auto-Modus
Um den Auto-Modus zu testen, habe ich sogar eine Sinuswelle ausprobiert, die einer Gleichspannung überlagert wurde. Das klappte sehr gut: Das Messgerät reagiert immer auf den größeren der beiden Werte. Wenn man manuell umschaltet, zeigt es sowohl bei Wechsel- als auch bei Gleichspannung den richtigen Wert an.
Bei der Messung von Dioden arbeitet das S1 mit einer maximalen Spannung von 3,2 V und einem Strom von 1 mA. Das ist ausreichend, um neben Dioden auch fast alle Arten von LEDs zu testen. Kapazitätsmessungen sollten innerhalb von 4,5 % liegen, aber bei meiner Probe lag die Genauigkeit im Vergleich zu mehreren anderen Kapazitätsmessgeräten bei 2 %.
Der Fnirsi S1 kann bis zu 28MHz messen...
Ich untersuchte auch den Frequenzmessmodus, und das brachte eine Überraschung mit sich. Laut Fnirsi liegt der Messbereich bei bis zu 10 MHz mit einer Eingangsempfindlichkeit von 1,5 VRMS. Ich konnte jedoch problemlos bis zu 10 MHz mit einem Eingangssignal von 0,7 VRMS messen. Nachdem ich die Amplitude des Eingangssignals auf 1,5 VRMS erhöht hatte, konnte das Messgerät sogar Frequenzen bis zu 28 MHz messen. Nicht schlecht!Die Temperaturmessung mit dem mitgelieferten Sensor lag bei Raumtemperatur um ein paar Grad daneben. Leider konnte ich die im Handbuch angegebene Genauigkeit (1 %) nicht erreichen. Laut demselben Handbuch soll der Sensor für Temperaturen bis zu 1000 °C geeignet sein. Ich konnte nicht überprüfen, ob dies wirklich der Fall ist.
Sicherheit geht vor
Zum Schluss noch ein Hinweis zur Sicherheit. Laut Aufdruck auf der Vorderseite des Messgeräts ist das S1 für Spannungen bis zu 1000 V (Kat. III) geeignet. Daran habe ich allerdings meine Zweifel. Der Masseanschluss des USB-Anschlusses (nicht das Metallgehäuse) ist intern mit dem COM-Eingang verbunden. Obwohl das Messgerät nicht verwendet werden kann, wenn der Akku geladen wird, ist dies nicht wirklich sicher. Verwenden Sie das Gerät daher mit einer gewissen Vorsicht, wenn Sie z. B. die Netzspannung in Ihrem Haus messen. Verwenden Sie es jedoch nicht für höhere Spannungen.Fazit
Das Fnirsi S1 ist ein handliches und günstiges Multimeter, das zwar über eine ganze Reihe von Funktionen verfügt, aber keine Ströme messen kann. Ob das ein Hindernis ist oder nicht, hängt vom persönlichen Gebrauch ab. Abgesehen davon ist das Gerät sehr brauchbar und ziemlich genau. Es liegt irgendwo zwischen einem netten Gadget und einem ernsthaften Multimeter. Allerdings muss ich zugeben, dass das große, übersichtliche Display und die Auto-Funktion durchaus ihre Reize haben. Würde ich ein solches S1 kaufen? Ja, wahrscheinlich, nur um eines zu haben!Übersetzung: Ulrich Drees
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