Löten macht in der Regel Spaß, doch das Auslöten von Bauteilen ist oft nicht ganz so einfach – vor allem, wenn man diese Bauteile noch einmal verwenden möchte. Ein Lötkolben und Entlötlitze reicht für gelegentliche, einfache Arbeiten aus, aber wer öfter auslöten muss, sollte über die Anschaffung einer richtigen Entlötstation nachdenken. Sie muss nicht einmal teuer sein, wie diese Besprechung zeigt.
 
Wer schon einmal versucht hat, ein 16-poliges IC von einer alten Platine zu holen – ohne es dabei zu beschädigen - weiß, dass dies nicht immer trivial ist. Wenn man häufiger an alten Geräten wie Flipperautomaten, Musikboxen und Vintage-Computern bastelt, weiß man genau, dass alte Teile oft sehr teuer sind, und man sie daher mit der angemessenen Sorgfalt „ausbauen“ sollte. Für solche Zwecke ist eine Entlötstation ideal. Das gilt zumindest für bedrahtete Bauteile. Um SMDs auszulöten sind oft andere Lösungen optimaler, denn andernfalls laufen kleine Bauteile Gefahr mitgesaugt zu werden!
 
Eine Entlötstation ist eine integrierte Kombination aus Lötkolben und Zinnsauger. Dabei wird eine hohle Spitze auf einem beheizten Hohlstift verwendet. Wenn die Pumpe in der Lötstation aktiviert wird, wird Luft durch die Spitze und den Hohlstift nach oben gesaugt, wobei die Lotreste mitgerissen werden und in einem Reservoir landen. Das hört sich sehr einfach an und ist es auch, aber die praktische Umsetzung bestimmt weitgehend, wie gut eine solche Entlötstation funktioniert und wie lange sie hält.

Lieferumfang

Im Karton der ZD-915 befinden sich eine große Basisstation mit LC-Bildschirm, ein Netzkabel, eine Entlötpistole mit einem Schlauch für die Luftansaugung und einem Kabel für die Stromzufuhr, drei Spitzen mit den Lochdurchmessern 0,8, 1,0 und 1,3 mm, drei Nadeln zum Reinigen der Spitzen sowie einige Ersatzfilter für den Sammelbehälter (Bild 1).

 
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Bild 1: All dies kommt zum Vorschein, wenn man die ZD-915 auspackt.

An der Pistole erkennt man ein Glasrohr mit einer Feder darin. Am Ende des Rohrs befindet sich eine Metallplatte mit Öffnungen und dahinter eine Art Filz-Filter, durch den die Luft abgesaugt wird (Bild 2).

 
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Bild 2: In diesem Glasrohr wird das Lot aufgefangen wird. Eine Feder hält eine
Metallplatte und eine Filzscheibe an der Rückseite in Position,
wenn das Rohr gewechselt wird. 


Dadurch wird sichergestellt, dass das im Rohr gesammelte Lot am Filter haften bleibt. In der Schachtel befindet sich auch ein Halter mit Reinigungsschwamm für die Entlötpistole, der an der rechten Seite der Basiseinheit angebracht werden kann. Die Heizleistung beträgt 80 W und die Temperatur kann von 160...480° C eingestellt werden. Laut Beschreibung ist die Ebtlötstation ESD-sicher.
 

In der Praxis

Die Basisstation hat auf der Rückseite eine Euro-Netzbuchse mit integrierter Sicherung. Mit dem mitgelieferten Netzkabel wird das Gerät an eine geerdete Steckdose angeschlossen. Nachdem der Halter an der Seite befestigt wurde, werden Schlauch und Kabel der Entlötpistole an der Vorderseite angeschlossen (der Luftschlauch über einen Adapter). Beide Verbindungen sind recht flexibel und haben eine angenehme Arbeitslänge von einem Meter. Das Gerät kann dann mit dem roten Netzschalter eingeschaltet werden. Das Display hat eine blaue Hintergrundbeleuchtung und zeigt die reale und die vorgegebene Temperatur an Bild 3).

 
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Bild 3: Das große, blau beleuchtete Display der Basisstation zeigt
die reale und die eingestellte Temperatur an.

Die gewünschte Temperatur kann mit zwei Drucktasten eingestellt werden; eine dritte Taste dient zum Umschalten zwischen °C und F. Auf der rechten Seite des Displays wird angezeigt, ob das Heizelement gerade eingeschaltet ist. Es dauert etwa eine Minute, bis sich der Entlötkolben von Raumtemperatur auf 350 °C erhitzt hat.
 
Was einem nach dem Einschalten auffällt, ist der ziemlich laute Lüfter auf der Rückseite des Gehäuses befindet. Das mag man nicht ständig am Arbeitsplatz hören, aber man wird die Entlötstation schließlich nur dann in Betrieb haben, wenn man sie gerade braucht. 
Nun zu meinen Auslötversuchen: Da die Löt-Pads der Platine, von der ich Bauteile auslöten möchte, nicht so groß sind, hatte ich zunächst eine Temperatur von 350 °C eingestellt. Das schien ganz gut zu funktionieren. Zu Anfang musste ich mich daran gewöhnen, dass die Vakuumpumpe in der Station nach dem Betätigen der Entlötpistole anläuft und dabei eine Art rasselndes Geräusch macht, das heftiger als das des Ventilators ist. Davon abgesehen funktioniert das Auslöten aber einwandfrei. Man erhitzt zuerst eine Lötstelle mit der Pistole für einige Sekunden, betätigt dann den Knopf und das Lot ist weg. Auf diese Weise lässt sich auch ein IC mit vielen Beinchen von einer Platine entfernen. Das Lot verbleibt im Glasrohr und kann nach getaner Entlötarbeit entfernt werden. Nach Gebrauch kann die Pistole in die Halterung gelegt werden (Bild 4). Wenn die Pistole richtig platziert ist, bleibt sie an ihrem Platz und ihre Spitze ist frei in der Halterung, ohne etwas zu berühren.

 
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Bild 4: Der Halter für die Entlötpistole zusammen mit einem mit einem
Reinigungsschwamm auf der rechten Seite der Basisstation.

Das Lösen der Glasröhre ist in der Anleitung nicht eindeutig beschrieben. Es ist am einfachsten, wenn man die schwarze Halterung auf der Rückseite entriegelt und nach hinten schiebt. Dann zieht man das Rohr so weit wie möglich zurück und klappt die Vorderseite mit der schwarzen Abdeckung hoch. Beim Einsetzen geht man in umgekehrter Reihenfolge vor . Es werden einige Ersatz-Filzscheiben mitgeliefert, mit denen man die verschmutzte Scheibe im hinteren Teil der Röhre und im Luftanschluss der Station ersetzen kann. Ich weiß nicht, ob die Scheiben wirklich aus Filz sind, aber das Material ist Filz sehr ähnlich und es könnte sich lohnen, wenn man selbst welche aus einem Stück Filz der gleichen Dicke herstellt.

 
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Bild 5: Das Auslöten von Bauteilen klappt mit einer Entlötpistole viel besser
als mit einer als mit Entlötlitze oder einer manuellen Entlötpumpe.

Fazit

Abgesehen von dem hörbaren Lüfter und der lauten Pumpe ist die Zhongdi ZD-915 eine sehr nützliche und vor allem erschwingliche Entlötstation, die ihre Aufgabe gut erfüllt. Die Reinigung ist relativ einfach, wenn man weiß, wie man das Glasauffangrohr entfernt und wieder zusammensetzt. Auf YouTube gibt es viele Videos, die zeigen, wie man die ZD-915 mit ein paar Modifikationen leiser machen kann, wie man das Auffangen des Lötzinns verbessert und wie man die Saugleistung erhöht. Das ist eine passende Aufgabe für einen echten Elektroniker!
 
Übersetzung: Thomas Scherer