Bei allem Respekt muss ich zugeben, dass ich Voltcraft und Toolcraft - die Eigenmarken von Conrad - nicht für Top-Marken halte. Doch die Lötstation ST-100D sieht interessant genug aus, um sie auf die Probe zu stellen. Und um so herauszufinden, was man bekommt, wenn man sich für das mittlere Preissegment entscheidet.

Der erste Eindruck

Man hat nur eine Chance für einen ersten Eindruck. Ich kann nur sagen, dass die ST-100D in dieser Hinsicht gut abschneidet: ein schön verarbeitetes, robustes Metallgehäuse für die Lötstation und ein sauberer Ständer für den Lötkolben. Ich habe mich nicht tiefgehend mit der Geschichte dieses Sets beschäftigt, aber im Internet habe ich gesehen, dass es mindestens einen Vorgänger mit der gleichen Typenbezeichnung gibt, was darauf hindeutet, dass sich dieses Modell über die Jahre bewährt und so einen neuen Look verdient hat.

Ich habe keine Ahnung, ob nur das Äußere ein (erfolgreiches) Facelifting erhalten hat oder ob mehr verändert wurde, aber das ist auch für eine Beurteilung der aktuellen Version nicht wirklich wichtig. Es ist jedoch beruhigend zu wissen, dass es sich anscheinend nicht um eine Eintagsfliege handelt, was ausreichend Vertrauen in die zukünftige Verfügbarkeit eines Ersatzlötkolbens und von Ersatzteilen aufbaut.

Die Lötstation

Über das schwere Metallgehäuse ist wenig zu sagen. Es steht bombenfest auf dem Tisch und bewegt sich nicht, wenn man die Tasten bedient, genauso, wie es sein sollte. Ein kleines, aber übersichtliches LC-Display zeigt Soll- und Ist-Temperatur der Lötspitze an. Laut Betriebsanleitung deutet ein Balkendiagramm auf der linken Seite des Displays die Wärmeleistung der Station an, es scheint jedoch eher so zu sein, dass sie die Differenz von Ist- und Solltemperatur anzeigt [Anmerkung der Redaktion: Dies hat uns Conrad inzwischen bestätigt, die Bedienungsanleitung wurde entsprechend angepasst].

Die Temperatur wird auf der Vorderseite mit einem Drehknopf eingestellt, was besser funktioniert als mit den Auf- und Ab-Tasten, die man heutzutage an den meisten Lötstationen findet. Darüber hinaus gibt es Tasten für drei Präferenztemperaturen, die sich so „auf Knopfdruck“ einstellen lassen, was auch recht praktisch ist.

Natürlich gibt es auch einen Ein-/Ausschalter auf der Vorderseite, den Anschluss für den Lötkolben selbst und eine 4-mm-Buchse für den Potentialausgleich. Die Station verfügt leider über keinen Timer, der die Temperatur automatisch herunterregelt, wenn der Lötkolben über einen längeren Zeitraum nicht benutzt wird. Wer lange etwas von den Lötspitzen haben will und Energie sparen möchte, sollte also deshalb nie vergessen, die Lötstation rechtzeitig abzuschalten.

Die einzige „versteckte“ Funktion in diesem Gerät ist die Temperaturkalibrierung, die gemäß der Anleitung immer dann durchgeführt werden muss, wenn ein anderer Lötkolben angeschlossen wird. Allerdings hat nicht jeder das dafür notwendige Thermometer, das solch hohe Temperaturen (bis 450 °C) messen kann. Die Lötstation ist bereits werkseitig auf den mitgelieferten Lötkolben eingestellt. Die Temperatur kann leicht abweichen, wenn man eine andere Lötspitze einsetzt. In diesem Fall muss ein Offset für die Anzeige eingestellt werden, aber dann benötigen Sie natürlich wiederum ein geeignetes Thermometer.
 

Bild 1. Die Front ist übersichtlich, der Drehknopf für die Temperatureinstellung funktioniert super.

Der Ständer

Von der Lötkolbenablage bin ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Ich mag es, wenn ein Ständer bombenfest auf dem Tisch steht und sich nicht bewegt, wenn ich den Lötkolben ablege oder herausnehme. In dieser Hinsicht kann die Lötstation keine Pluspunkte sammeln. Etwas mehr Masse für den Ständer hätte sicher nicht geschadet. Ein Schwamm zur Nassreinigung und Messingwolle mit passender Abdeckplatte zur trockenen Entfernung von Löt- und Harzrückständen sind im Lieferumfang enthalten. Der Ständer bietet jedoch nur Platz für jeweils eines von beiden. Ich ziehe es vor, während des Lötens den nassen Schwamm zur Reinigung der Spitze zu verwenden, und benutze die trockene Drahtwolle nur für eine gründlichere Reinigung. Der Wechsel ist bei diesem Ständer etwas umständlich. Größere Lötkolbenablagen sind jedoch beim Hersteller erhältlich.
 

Bild 2. Der Ständer hätte etwas schwerer sein können, er bietet auch nur Platz für einen nassen oder einen trockenen „Schwamm".


Spitzen

In der Anleitung steht nichts darüber, welche Spitzen für den Lötkolben geeignet sind. Aber wenn Sie den ST-100D im Webshop von Conrad suchen, finden Sie unter „Zubehör“ eine Reihe von Spitzen mit einem Durchmesser von 1,2 mm bis 3,2 mm, Meißel-, Bleistift- sowie abgeschrägte Modelle. Ein interessantes Detail ist, dass eine der Lötspitzen das Logo und den Namen der Firma Hakko sowie die Typenbezeichnung 900M-T-B zeigt [Anmerkung der Redaktion: Conrad hat uns inzwischen mitgeteilt, dass das Bild der Hakko-Lötspitze hier nicht hingehört, es wurde inzwischen ausgetauscht].

Unser Toolcraft ST-100D wurde mit einer bleistiftförmigen Spitze mit 1,2 mm Durchmesser geliefert, was sehr praktisch für die feinere (SMD-)Arbeit ist. Ich hätte mir zum Beispiel auch eine etwas größere meißelförmige Spitze von 2,4 mm gewünscht, die universell einsetzbar ist und sich daher auch für schwerere Lötarbeiten eignet. Zum Glück sind die Lötspitzen nicht übermäßig teuer und es schadet sowieso nicht, verschiedene Größen oder Modelle zur Hand zu haben. Also, ich würde sofort eine oder mehrere zusätzliche Spitzen dazubestellen!
 

Bild 3. Eine feine bleistiftförmige Spitze (1,2 mm) wird standardmäßig mitgeliefert.

Und wie arbeitet es sich damit?

Im Endeffekt ist dies die wichtigste Frage, wenn man über Werkzeuge spricht. Das Kabel zwischen Lötkolben und Station ist ziemlich dick, aber nicht zu dick, es ist lang genug und schon gar nicht hinderlich steif oder schwer beim Löten. Selbst bei höchster Temperatureinstellung wird der Griff nicht wirklich heiß. Es ist und bleibt dennoch Geschmackssache, ob Sie einen Lötkolben mögen oder nicht. Ich finde dieses Toolcraft-Modell gut und angenehm in der Handhabung, während ein Kollege die Spitze zu lang findet. Der Abstand von der Hand zur Lötstelle ist ihm zu groß, um fein löten zu können.

Die Lötstation hält den Lötkolben auf der richtigen Temperatur. Die mitgelieferte Spitze ist nicht wirklich für größere Lötverbindungen geeignet, aber mit etwas Geschick (den Lötkolben flach halten) können Sie auch mit dieser dünnen Spitze ganz einfach größere Pads auf die richtige Temperatur bringen.

Alles in allem finde ich, dass sie mit der Toolcraft ST-100D für diesen Preis eine prima Lötstation bekommen, obwohl ich - wie erwähnt - einige Punkte sehe, die bei diesem Set verbessert werden könnten. Aber ... gäbe es die perfekte Lötstation, wären nicht so viele Marken und Modelle auf dem Markt.